der wochenendkrimi : Pflegefälle
„Kommissarin Lucas: Vertrauen bis zuletzt“, Sa., 20.15 Uhr, ZDF
Von allen Fernsehermittlerinnen hat sie das schwerste private Leid zu schultern. Ellen Lucas (Ulrike Kriener) ließ sich einst ins öde Regensburg versetzen, weil ihr Mann hier in einer Spezialklinik die optimale Pflege erhält. Er liegt im Wachkoma. Dies ist nun der dritter Fall, für den sich die Kommissarin mit ihrem ins Leere starrenden Gatten, schimpfenden Ärztinnen, aggressiven Vorgesetzten und ruppigen Einheimischen auseinander setzen muss. Ziemlich viel für eine Person. Doch Regisseur Thomas Berger und Autorin Barbara Jago, die bislang für alle Episoden verantwortlich zeichnen, verstehen es, aus solchen erzählerischen Ungeheuerlichkeiten schlüssige Plots zu generieren. Sie verquicken klug persönliches Ungemach und berufliche Zumutungen. In „Vertrauen bis zuletzt“ werden jetzt ganz konkrete Spiegelungen von einem Bereich in den anderen gewagt. Die Leiche einer jungen Serbin wird aus der Donau gefischt, ihre Familie hatte die Ermordete im Krieg in Exjugoslavien verloren. In Tatverdacht gerät auch die Frau, für die sie als Au-Pair arbeitete (bildschirmsprengend: Anneke Kim Sarnau) – und die wiederum brachte gerade erst ihre krebskranke Mutter unter die Erde.
Hat die überforderte Tochter gar das Ende der Alten beschleunigt? Agonie, Tod und Verlust, wo man hinschaut. Auch der Zustand von Lucas’ Ehemann verschlechtert sich fatal. Unsentimental werden große gesellschaftspolitische issues wie Völkermord und Sterbehilfe verhandelt. Ein harter Krimi, dessen Trost spendendes Ende kein bisschen verlogen wirkt.
CHRISTIAN BUSS