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Archiv-Artikel

der wochenendkrimi Im Bergidyll

„Tatort: Tod aus Afrika“ (So., 20.15 Uhr, ARD)

Die großen Skigebiete sind fern, mit Tourismus lässt sich in dieser Ecke Tirols kein Geld verdienen. Die resolute Herbergsmutter Frieda Jordan (Ruth Drexel) aber hat eine Einnahmequelle für ihren Berghof aufgetan – und Asylbewerber bei sich einquartiert.

Bei den Gästen handelt es sich um Tschetschenen, Kosovo-Albaner und Nigerianer. Multikulti-Seligkeit will sich jedoch nicht einstellen. Im Speiseraum arbeitet man sich gemeinsam an der rustikalen Regionalküche ab, ansonsten bleiben die unterschiedlichen Ethnien unter sich – auch um aus der Heimat herübergebrachte Konflikte auszutragen. Gleich am Anfang wird einer der Heimbewohner mit einer Axt erschlagen, so sitzt bald auch Kommissar Eisner (Harald Krassnitzer) bei Kraut und Wurst auf dem Tiroler Transithof.

Eigentlich ein kluger Einfall, die Flüchtlingsproblematik aus dem üblichen urbanen Hintergrund zu lösen und ins österreichische Hinterland zu verlegen. Die politisch-religiösen Konflikte der Migranten hätten im ländlichen Tirol an Schärfe gewinnen können – wäre der Stoff wirklich ernst genommen worden. Doch in „Tod aus Afrika“ (Regie: Andreas Prochaska, Buch: Felix Mitterer) dienen afrikanische Stammesrituale lediglich als exotisches Schmuckwerk, und Schwarzarbeit und Quasi-Prostitution sind hier nicht mehr als Stützen eines Täterrätsels, das am Ende nicht mal richtig aufgeht.

Im Wirrwarr aus Heimatdrama und Migrantenthriller werden die Figuren fahrlässig ausgebeutet: Sie bleiben Fremde im Bergidyll – und Fremde in einer Krimihandlung, die doch extra um sie herum entwickelt wurde. CHRISTIAN BUSS