der wochenendkrimi : Schaffe, schaffe, Fläschle leer(en)
„Tatort: Bienzle und der Tod im Weinberg“, So., 20.15, ARD
Oben in den Hängen um Stuttgart wächst der Wein, der nach der Ernte über Jahre zu edlen Tropfen reift. Unten im Tal gedeiht indes die Hightech-Industrie, die auf den schnellen globalen Kapitalfluss angewiesen ist. Familie Dippon hat hier wie dort die Finger im Spiel.
Während Winzer Karl (Christian Koerner) mit der alten Mutter eigenhändig die Trauben für den oft prämierten Wein erntet, verdingt sich Bruder Mike (Christof Arnold) als Geldeintreiber und Preisdrücker eines großen Maschinenbaukonzerns. Ausgerechnet bei der Beerdigung der durch Überarbeitung im Weinberg dahingerafften Mutter kommt der abtrünnige Winzersproß gewaltsam ums Leben.
Schaffe, schaffe, Fläschle leeren – was eine sozioökonomische Studie über die Zerrissenheit der schwäbischen Seele hätte werden können, endet in dieser „Tatort“-Folge (Buch: Felix Huby und Dieter de Lazzer, Regie: Jochen Nitsch) dann doch als rotweinträges Wer-ist-denn-nun-der-Täter-Spielchen.
Dass Kommissar Bienzle (Dietz-Werner Steck), der offensichtlich nur mäßig interessiert ist am aktuellen Fall, hier die eine oder andere Flasche köpft, ist durchaus bezeichnend: Der Widerspruch zwischen Winzerhandwerk und Dumpingkapitalismus endet für ihn wie für den Zuschauer in schalen Klischees von mittelständischen Überzeugungstätern und globalisierungsfixierten Industriehaien. Ländlekunde für ganz schlichte Gemüter. CHRISTIAN BUSS