der rechte rand : Qualität statt und Quantität
Unter dem Motto „Gegen Repression und Polizeiwillkür“ liefen am vergangenen Sonnabend rund hundert Kameraden um den NPD-Aktivisten Daniel Fürstenberg in Rotenburg/Wümme auf. In zwei Wochen wollen Kameradschaften in Hildesheim aufmarschieren, erwartet werden ähnlich viele Mitmachende. Das „Für und Wider“ solcher Aufmärsche wird im „nationalen Lager“ heftig diskutiert – gerade auch, dass bei „regionalen Demos“ – wenn nicht wie zuletzt in Bremen und Hamburg interne Querelen die Mobilisierung beeinflussen – „durchschnittlich 100 bis 250 Frauen und Männer“ kommen.
Der „Kampf um die Straße“ muss Klaus Beissner von der NPD Hannover zufolge weiterhin in Form solcher Aufmärsche geführt werden. Nur so könnten die „Köpfe und Herzen“ erreicht werden. Die hohe Anzahl von Demos aber, ohne „Kampagnenhintergrund“ und mit „Themen, die oftmals am Volk vorbeigehen“, so Beissner, bewirke wenig. „Qualitätsdemos“ sollten vor „Quantitätsdemos“ gehen.
Die Kritik aus Hannover richtet sich an den Neonazi-Aktivisten Christian Worch. Der verantwortet unzählige Umzüge in den vergangenen Jahren. Schon vor gut drei Jahren empfahlen andere Kader indes „Demokultur“ statt „Demotourismus“: Vor- und Nachbereitung, so damals Thomas Wulff und heute gleichlautend Beissner, würden die rechten Strukturen stärken und in der „Mitte der Gesellschaft“ langsam nachwirken. Für das laufende Jahr setzt Beissner auf gute „regionale Kampagnendemos“ sowie bundesweite Großveranstaltungen. In einer Untersuchung zur rechten „Demonstrationspolitik“ verweist der Sozialwissenschaftler Fabian Virchow auf Worchs Aussage, dass Demonstrationen zurzeit „das wichtigste Mittel des politischen Ausdrucks“ seien. Virchow zufolge lässt ein Marsch nach „innen“ ein „Emotionskollektiv“ entstehen, das der „kollektiven Identität“ dienlich sei und nach außen zeige, dass eine neonazistische Bewegung besteht, die trotz aller Gegner ihren Handlungsspielraum ausdehnen könne.