der kommentar : Keine Kinder? Zur Kasse!
Kinderlose sollen mehr für die Pflegeversicherung bezahlen. Klingt einleuchtend. Mehr Kinder bekommen wir damit aber nicht.
Um das Defizit der Pflegeversicherung zu verkleinern, sollen Kinderlose künftig höhere Beiträge bezahlen. Der offensichtliche Grundgedanke: Wer sein Geld lieber in Fernreisen anlegt als in Windeln, der soll sich nicht wundern, wenn er für die Fürsorge, die er später einmal nötig haben wird, auch einen höheren Preis bezahlen muss als die Mehrer des Volkskörpers.
Klingt fair. Ist es aber nicht. Denn gerade diejenigen, die jetzt in das Alter kommen, in dem zur stabilen Zweierbeziehung auch das erste Kind passen würde, sehen sich mit Perspektiven konfrontiert, die einen möglicherweise vorhandenen Kinderwunsch geradezu unverantwortlich erscheinen lassen. Vor einigen Jahren wollten sich die Paare vielleicht noch „selbst verwirklichen“ oder „kein Kind dem Atomtod ausliefern“, heute plagen potenzielle junge Eltern andere Sorgen: Können wir uns ein Kind überhaupt leisten? Das Erziehungsgeld wurde drastisch gekürzt. Viele haben keine Arbeit und also keine finanzielle Perspektive. Und wer doch einen Arbeitsplatz hat, kann sich leicht ausrechnen, dass er bei der nächsten Rauswurfrunde ganz oben auf der Liste steht: jung, noch nicht lange im Betrieb, keine Kinder, alles Gute.
Beruhigend, dass der Staat immerhin dafür sorgt, dass Arme nicht noch weiter abrutschen: Für Sozialhilfeempfänger gibt es kostenlose Verhütungsmittel. Noch. STEFAN KUZMANY