der kommentar : Nur handfeste Prävention schützt
Alle Zahlen belegen: Aids ist bei uns keine Epidemie geworden. Ein Beweis, dass Aufklärung über Sexuelles schützt
Mit Recht konnte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gestern eine gute Bilanz in Sachen Aids vermelden: Die Immunschwächekrankheit ist in Deutschland nur schwach verbreitet. Das ist eben der Unterschied – neben der global gesehen exzellenten Gesundheitspolitik – zu Ländern mit HIV-Infektionsraten, die ganze Generationen auszulöschen drohen. Es sind durchwegs Länder, in denen Religiöses noch starke Kraft hat, also auch eine rigide Sexualmoral, die mit Verboten arbeitet – und zugleich Sex beschweigt.
Über Sexuelles nicht zu sprechen (also handfest, technisch und detailliert), hat im aufgeklärten Europa Aids zu einer Krankheit gemacht, nicht zu einer Seuche. Und anders als die USA, wo bibelfeste Kreise nur eheliche Treue als Prävention zu empfehlen vermögen, scheute man sich im westlichen Europa auch nicht, über Kondome zu sprechen – als nützliches (wenn auch lästiges) Instrument zum eigenen Schutz und zu dem des Gegenübers.
Viele Menschen wissen nicht einmal, wie es zu einer Aidsinfektion kommen kann. Deshalb: Prävention ist nach wie vor lebenswichtig. Besorgt weisen Experten darauf hin, dass Aufklärung chronisch bleiben muss – und beklagen, dass die öffentlichen Gelder für Präventionsarbeit immer geiziger vergeben werden. Wer keine afrikanischen (ja, auch osteuropäischen) Verhältnisse will, muss „Gib Aids keine Chance“-Kampagnen weiter fördern und unterstützen. JAF