der kommentar : Studenten zur Inspektion!
Edelgard Bulmahn (SPD) will ein Studienkonto einführen. Skandal, könnte man rufen, Studiengebühren! Aber das stimmt so nicht.
Jeder Autobesitzer kennt es, viele Schüler benutzen es im Sommer: ein Scheckheft mit Gutscheinen drin. Auch die Studis sollen so was Ähnliches jetzt kriegen. Ein Studienkonto mit Wertmarken fürs Studieren.
Dass Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) damit Furore machen kann, liegt an einem Missverständnis und einem Gedächtnisschwund. Das Missverständnis zuerst: Ein so genanntes Nachrichtenmagazin hatte seine Meldung so fokussiert, dass Frau Bulmahn nun ein eigenes Gebührenmodell vorlegen werde. Das ist falsch. Das Studienkonto ist fürs Gratisstudium gedacht. Nur darf es nicht mehr unbegrenzt dauern. Rund 14 Semester sind kostenlos.
Nun zum Gedächtnisschwund: Das Studienkonto ist nicht Bulmahns Idee, sondern die ihres SPD-Kollegen Jürgen Zöllner aus Rheinland-Pfalz. Der bastelt seit Jahren an einem Konto herum, von dem Studis individuell ihre Seminare und Vorlesungen abbuchen können.
Warum lehnen die Studis dieses System ab? Es bringt ihnen Anreize fürs flottere Studium – etwa Freisemester für die Zeit nach dem Examen. Sie opponieren wohl, weil auch eine Sanktion enthalten ist. Nach der eineinhalb- bis zweifachen (!) Regelstudienzeit kosten Seminare Geld. Da funktioniert das Studienkonto dann wie das Scheckheft fürs Auto: Es erinnert dran, wann die Inspektion fällig ist. Umsonst ist die nicht. CHRISTIAN FÜLLER