der kommentar : Fahrlässig eingesetzte Prominenz
Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai findet Zuspruch. Denn sie ist die erste Afrikanerin, der diese Ehrung zuteil wurde. Dass sie beim Thema Aids antiwestliche Ressentiments bedient, wird gern übersehen – aus falsch verstandener politischer Korrektheit
Sie hätte wenigstens zu diesem Thema schweigen können, aber Wangari Maathai konnte der Versuchung nicht widerstehen: Kurz nachdem ihr aus Oslo mitgeteilt worden war, dass der Friedensnobelpreis wegen ihres ökologischen Engagements an sie gehe, teilte die Kenianerin auch noch ihre Meinung zum bittersten Gesundheitsproblem ihres Kontinents mit – zu Aids: „Man sagt uns, das Virus stamme von Affen. Wir leben aber seit Jahrhunderten mit Affen, ohne dass wir krank geworden wären.“
Sie ist nicht die Einzige, die lieber daran glauben möchte, dass das Virus, das zum Immunschwächesyndrom Aids führt, in amerikanischen Geheimlabors gezüchtet wurde, um die Menschen auf dem afrikanischen Kontinent auszurotten – durchaus daran interessiert, die auch unter westlichen Antiglobalisierungsconnaisseurs gern gefühlte Assoziationskette von Amerika–Weiße–Sklaven–Ausrottung zu bedienen.
Maathai ist obendrein eine der keineswegs raren Stimmen in den schwarzafrikanischen Establishments (Südafrikas Präsident Mbeki zählt gleichfalls dazu), die statt Gesundheitsprävention und Sexualaufklärung lieber tribalistisch anmutenden Aberglauben befördern.
Nach allem, was wissenschaftlich gewusst werden kann, wird das Aidsvirus durch ungeschützten Sex übertragen. Anstatt jedoch für Aufklärung einzutreten, tut und tat Maathai gar nichts. Keine Rede von Männern, die sich an kein Safer-Sex-Programm halten, keine Rede von Frauen, die keine Solidarität erhalten, nicht mal in Form von Ombudsstellen, die sich ihre Klagen anhören würden. Kondome, Medikamente – die seien zu teuer? Unfug. Auf einem Kontinent, der in Sachen Sex sich auf vormittelalterliche Kodizes verlässt, aber keinen Ort kennt, an dem nicht rund um die Uhr eine eiskalte Coke erworben kann, kann von Geld keine Rede sein: Maathai weiß das vermutlich, gibt aber lieber den antimodernen Ressentiments Zucker.
Nicht der Friedensnobelpreis an Wangari Maathai ist das Problem – sondern dass ihre tödliche Haltung zur Aidsepidemie vor allem in linksalternativen Kreisen nicht zur Kenntnis genommen werden will: Afrikanerin sein reicht offenbar als Grund für den Applaus. Ist das vielleicht nicht ein bisschen wenig?
JAF