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Archiv-Artikel

der homosexuelle mann … von ELMAR KRAUSHAAR

… hat verdammt gute Freunde, männliche heterosexuelle Freunde – man glaubt es kaum! Hans Christoph Buch gehört dazu, der große Poet und Essayist, der dereinst – wie er im DeutschlandRadio unlängst bekennt – „für die Streichung des Paragrafen 175“ und „für die Befreiung der gleichgeschlechtlichen Liebe“ eintrat. Jetzt hat er erreicht, was er wollte: „Homosexualität … erscheint als neue kulturelle Norm“, und dann ist es ihm doch nicht recht: „Dagegen ist nichts einzuwenden – oder doch?“

Diese blöde „political correctness“, so Buch, habe dazu geführt, „dass sexuelle Perversionen als normal gelten, während die Verteidigung von Ehe und Familie … als gefährlicher Extremismus erscheint“. Wie, Herr Buch, kommen Sie eigentlich so flott von den Schwulen zu den Perversionen wie „Sodomie, Gummi- und Lederfetischismus, Sadomasochismus und so weiter“, um dann, wo Sie gerade dabei sind, Ihre hochanständige liberale Fassade mit Ihrer unreflektierten Assoziationskette gnadenlos einzureißen, den „intoleranten Islam“ anzusprechen? Die falsche Toleranz gegenüber Homos in Gummi bringt unsere christlichen Werte in Gefahr und führt zum islamistischen Terror: Was für ein begnadeter Querdenker – so nennt man Sie wohl politisch korrekt – in Ihnen steckt, Herr Buch! Chapöchen!

Ebenfalls den Hut ziehen muss man vor einem anderen großen Geist des deutschen Feuilletons: Willi Winkler. Den treiben kürzlich in der Süddeutschen Zeitung die gleichen Sorgen um. „Ist Schwulsein nicht doch die Männer-Existenzform der Zukunft?“, fragt tapfer Willi Wichtig, um uns anschließend in hohem Bogen durch die Geistesgeschichte zu jagen, von den Sodomitern zu Onan, von König David zu Platons Sokrates, von Westerwelle zu Wowereit. Im Plauderton wird die Zeugungsunwilligkeit der Schwulen gestreift, ihr Hang zu stahlharten Arno-Breker-Brüsten und ihre Sehnsucht nach Traualtar und Treueschwur. Die Buch’sche Conclusio auch bei Winkler: „So hat sich unversehens eine homosexuelle Kultur durchgesetzt, die bedenkliche Züge anzunehmen droht!“. „Aber ist es denn gut, was da geschieht?“, fährt Willi fort, als habe er bei Hans Christoph gespickt. Natürlich nicht, verlässt sich Winkler ganz auf Sigmund Freud und dessen Idee von der „unreifen Sexualität“. Wenn Männer schon Männer lieben, so Winkler, reiche dies doch nicht – „bei aller Liebe“ – zu einer besseren Weltanschauung.

So räumen die beiden Geistesgrößen, der eine pastoral ernst, der andere süffisant geschwätzig, auf mit der zeitgeistigen Nachsicht gegenüber homosexuellen Männern. Ordentlich geben sie dem Ressentiment Zucker, bewegen sich ganz flach über dem Stammtisch und sind doch nur kleine Lichtlein gegen ihren großen Meister, Franz Josef Wagner von Bild. Er beherrscht den Homo-Diskurs wie kein Zweiter. „Normalerweise küssen sich die Homos mit spitzen Lippen, wie die Tauben am Wasser nippen“, wirft er uns zu und fährt neidlos fort: „Als Heterosexueller hast du keine Chance in Berlin“, um dann mit Wucht umzuschwenken: „Die Würde der Schwulen geht mir langsam auf den Keks – und ihr Markenzeichen schwul auch.“ Herr Buch! Herr Winkler! Warum so kompliziert, wenn es so simpel geht?