der fischotter, jetzt auch in lübeck : Doch kein Lämmermörder
Die Lübecker sind ganz schön stolz, und das haben sie vor allem dem benachbarten Mecklenburg-Vorpommern zu verdanken: Von dort sind die Fischotter, die jetzt wieder an Trave und Wakenitz siedeln, nach Lübeck eingewandert. Das freut Stadtväter und Naturschützer sehr, war der Otter doch seit den Siebzigern in Schleswig-Holstein fast ausgestorben.
Ein Zeichen für intakte Biotope sei die jetzt in einer Studie nachgewiesene Ankunft der Otter, und das ist nicht übertrieben. Fischreiche Flüsse mit üppiger Ufervegetation braucht der 90 Zentimeter große Raubmarder, der bis zu sieben Stundenkilometer schnell taucht und auch unter Eis stets sein Einstiegsloch wiederfindet. Enorme Laufstrecken bewältigt er außerdem: Bis zu 20 Kilometer legt der von Wissenschaftlern Lutra Lutra getaufte Säuger zurück, der lange wegen seines dichten Fells gejagt wurde. In Deutschland ist das seit 1968 verboten.
Noch länger liegen jene Ären zurück, in denen der Otter als Lämmer- und Jagdhundmörder galt. Die katholische Kirche hatte ihn eine Zeit lang gar zur Fastenspeise erklärt, weil er doch im Wasser lebe und daher wie ein Fisch zu verzehren sei. Das ist er aber natürlich nicht, und schwimmen mag er in seinen ersten Lebenswochen auch nicht. Vielleicht würde er es nie lernen, wenn ihn nicht die Mutter zwänge: Mit einem beherzten Nacken-Biss schafft das Otterweibchen die sechswöchigen Jungen ins Wasser, die kreischend zurück ins Trockene rennen. Nach Tagen erst begreifen sie, dass Wasser ihr Element ist – was umso erstaunlicher ist, als Fischotter früher sogar die Küsten bewohnten und regelmäßig zu den Nord- und Ostseeinseln schwammen. Das tun sie in Deutschland schon lange nicht mehr. Einige von ihnen siedeln aber noch in den schwedischen Schären. Ist ihnen wohl zu ungemütlich geworden an den überbevölkerten deutschen Stränden. PS/Foto: dpa