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Archiv-Artikel

daumenkino „Don’s Plum“

Über die Bedingungen, unter denen es zu den Dreharbeiten kam, herrscht gewisse Uneinigkeit. Doch es steht fest, dass die damals noch nicht ganz so bekannten Jungschauspieler Leonardo DiCaprio und Tobey Maguire sich 1995 dazu bereit erklärten, für den Regisseur RD Robb in dessen Debüt „Don’s Plum“ zu spielen. Der Film handelt von vier jungen Männern, die sich jedes Wochenende in einem Diner verabreden. Zu jedem Treffen, so die Abmachung, muss jeder von ihnen eine Frau mitbringen, und weil es DiCaprio als Derek an diesem einen Abend nicht gelingt, ist seine Laune deutlich unter Niveau. Während man sich über Dinge wie Sex, Drogen und die schlechten Tischmanieren der Arbeiterklasse unterhält, stänkert er ein bisschen herum, sodass man sich bald streitet, hasst und wieder versöhnt und zwecks Durstlöschung Erfrischungsgetränke bei der überforderten Bedienung bestellt. Nach exakt 90 Minuten Laufzeit ist damit zwar die Filmhandlung vorbei, doch die wirkliche Geschichte des Films sollte erst beginnen.

Weil RD Robb nach den Dreharbeiten das Geld ausging, muss der Film zunächst auf seine Fertigstellung warten. Ende der 90er hat Robb dann die Mittel zusammen, doch plötzlich wollen DiCaprio und Maguire, die in der Zwischenzeit zu einigem Ruhm gekommen sind, nichts mehr von ihrem Frühwerk wissen. Sie sagten, es sei nur ein Kurzfilm abgemacht gewesen, fühlten sich betrogen und heuerten eine Eingreiftruppe von Rechtsanwälten an. Im fernen Dänemark hört davon ein gewisser Lars von Trier, der nicht nur ein bekannter Regisseur ist, sondern auch ein viel beachteter Misanthrop. In vollem Bewusstsein, es sich möglicherweise mit Hollywood zu verscherzen, erwirbt seine Firma Zentropa die Rechte für die internationale Auswertung des Films, während ein Gericht in Übersee die Aufführung in den USA und Kanada untersagt. DiCaprio und Maguire schenken „Don’s Plum“ damit die schöne Werbezeile „Not to be distributed in the US an Canada“, der Premiere bei der Berlinale 2000 bleiben sie fern. Vier Jahre später ist der Film dann als Fußnote zum Konflikt regulär in den Kinos zu sehen.

Warum sich DiCaprio und Maguire mit aller Kraft gegen den Film stemmten, ist schwer zu sagen. Vielleicht hat RD Robb sich tatsächlich nicht an die Abmachungen gehalten, vielleicht ging es ihnen um Geld, vielleicht fanden aber auch ihre Imageberater kein Gefallen an dem Werk. An der Qualität kann es jedenfalls nicht gelegen haben. „Don’s Plum“ ist ein schöner kleiner Film in grobkörnigem Schwarzweiß, der wie „American Graffiti“, „Diner“, „Suburbia“ und „Dazed and Cofused“ stimmungsvoll den Zeitvertreib relativ ratlose junger Leute porträtiert.

HARALD PETERS

„Don’s Plum“. Regie: RD Robb. Mit Leonardo DiCaprio, Tobey Maguire u. a. USA 1995–2000, 90 Min.