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Archiv-Artikel

daumenkino „Kabhi Alvida Naa Kehna“

„Kabhi Alvida Naa Kehna“ darf man großmäulig als das indische Kinoereignis des Jahres bezeichnen. Es ist der dritte Film des 1972 geborenen Karan Johar, Sohn des berühmten Produzenten Yash Johar. In Indien löste der Film einen Hype aus, aber auch in den USA und in Großbritannien, wo er im August zeitgleich in die Kinos kam, bescherte er Rekordeinspielergebnisse.

Schon mit seinen ersten beiden Filmen („Und ganz plötzlich ist es Liebe“ und „In guten wie in schweren Tagen“) landete Johar Welterfolge; „Kabhi Alvida Naa Kehna“ („Never Say Goodbye“), in Indien durchaus zwiespältig diskutiert, ist auf dem besten Weg dorthin. Die Besetzungsliste liest sich wie ein Who’s who der indischen Traumfabrik: Big B (Amitabh Bachchan) ist ebenso dabei wie King Khan (Shah Rukh Khan). Ihnen zur Seite stehen mit Preity Zinta und Rani Mukherji zwei der angesagtesten Schauspielerinnen Indiens. Hinzu kommt noch Abhishek Bachchan, der Sohn von Amitabh. Zusammen: Bollywoods Big Five.

Die erste Einstellung zeigt die Skyline von New York, Schauplatz fast des gesamten Films. Es sind die sogenannten Non Resident Indians (NRI), denen der Film bei ihren Wahlverwandtschaften zusieht. Zwei Ehepaare stehen im Mittelpunkt. Dev und Rhea: Er, einst ein gefeierter Fußballspieler, sie, rastlose Karrieretussi. Sowie Risi und Maya: Er, smarter PR-Fuzzi, sie, Heimchen am Designerherd. Rhea und Dev verlieben sich, und das übliche Spiel aus schweren Gefühlen und schlechtem Gewissen setzt sich in Gang. Auch in Indien ist der Seitensprung zwar leinwandtauglich, aber es gehört doch Mut dazu, ganz normal verbrauchte Ehehöllen im Kino vorzuführen.

Johar selbst gibt an, dass die alarmierenden Statistiken gescheiterter Ehen Anlass für seinen Film gewesen seien. Am Ende lässt er seinen Erzähler raunen, nur Liebe dürfe das Fundament der Ehe sein. Das ist im Westen freilich nichts Neues. Für Indien, wo sich die meisten Paare arrangieren müssen, schon. Dabei inszeniert Johar wieder gut gemachtes Gefühlswallungskino in allen Malkastenfarben. Erstaunlich indes, dass diesmal geraume Zeit vergeht, etwa eine Stunde, bevor sich die Akteure zur ersten Massentanzszene formieren. Natürlich gibt es auch die obligaten Smash Hits und Schnulzen. Ansonsten glänzt Shah Rukh Khan wieder einmal als mit Hundeblick beseelter Haudrauf und komödiantischer Charmebolzen. Mit 193 Minuten bedenklich lang, ist der Film dennoch kurzweiliger als erwartet. Es gibt allerhand zu lachen. Zum Ende hin, wenn das große Finale immer wieder eingeläutet, aber nicht vollstreckt wird, dreht sich die dünne Geschichte dann aber doch ziemlich rührselig im Kreis.

SHIRIN SOJITRAWALLA

„Kabhi Alvida Naa Kehna“, Regie: Karan Johar. Mit Amitabh Bachchan, Shah Rukh Khan u. a. Indien 2006, 193 Min.