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Archiv-Artikel

das wird der monat, der wird (nr. 4)

Von MÜLL

Duisburg, 7. April: Nur noch 99 Tage bis zu den World Games und damit zu 99 bunten Luftballons bei der Eröffnungsfeier, die Nena zersingen wird. Die Veranstalter des weltweit „größten Multi-Sport-Ereignisses in diesem Jahr“ finden ihren „Top Act“ gut. Besser noch: Bei der Mitmachprobe im Wasserpolo vorab für jedermann ist niemand ertrunken.

St. Pauli, 9. April: Zum Finale Deutschland – Holland bei der Rugby-EM der Frauen am Hamburger Millerntor ergänzt Sportminister Otto Schily sein Grußwort „Rugby ist gar nicht so rau, wie oft unterstellt wird“ um eine persönliche Note: „Das gilt auch für mich, den Rugby-Minister der Bundesregierung.“ Der Softie alter Schule verweist auf die „intime Liaison zwischen FC St. Pauli, Herbertstraße und diesen hübschen Rugbydamen“. Jana Eisenbeiß, 18, aus Heidelberg schafft den entscheidenden Touchdown zum EM-Titel und teilt mit: „Ich heiße wirklich so.“

Augusta, 10. April: Bei den Golf-Masters tritt der klar führende Schwede Jesper Parnevik, seit je gerühmt als kühnstgekleideter Golfprofi aller Zeiten, zur Schlussrunde in einem giftgrünen Ganzkörperbody an. Parnevik wird von den Veranstaltern disqualifiziert, „weil er Augustas große Würde besudelt“ habe. Nach erfolglosem Protest („Es war eine farbliche Ehrerbietung“) bekommt Parnevik von Turniersieger Tiger Woods nachher dessen grünes Siegerjacket geschenkt: „Das beißt sich so schön mit deinem Froschanzug, Kermit.“

Schalke, 16. April: Staunen und Fassungslosigkeit (Bild: „Tor-Wahnsinn“) herrschen nach dem trefferreichsten Bundesligaspieltag aller Zeiten (153 Tore): Das 5:5 von Gladbach gegen Mainz war noch das knausrigste Ergebnis. Bei Schalkes 16:4 gegen den HSV erzielt Ailton allein 14 Tore: „Toni Glückstag, Toni immer viel zeigen, Zappelnetz.“ Den geheimen Test der DFL mit einen Tor-Chip im Ball hatten Ailton („Toni gut, Toni clever“) und andere Spieler mit einem Chip im Schienbeinschoner überlistet und waren vielfach selbst ins Netz gehüpft. Fifa-Chef Blatter tadelt: „Ich sag doch, das funktioniert nicht.“

Berlin, 20. April: Gerhard Schröder will das Jahr 2006 doch nicht vorziehen: Zwar sei dann wegen der WM „die Stimmung im Lande sofort euphorisch, aber wir müssten ja jetzt schon wählen“. Stattdessen kündigt der „Kanzler aller Fußballdeutschen“ das Biergarten-Sicherstellungsgesetz an. Demnach sollen alle Bürger während der WM verpflichtet werden, „mindestens einer Open-Air-Eventübertragung beizuwohnen, um der nationalen Begeisterung Rechnung zu tragen“.

Wien, 30. April: „Oa groaßoartige Rekoadzoahl“ an NHL-Profis bejubeln die Ausrichter zum Start der Eishockey-WM. Möglich gemacht hat die Schlägerschwingerschwemme der Komplettausfall der Profisaison in Nordamerika. „We take this niedlich Tournament in Old Europe als Praktikum“, lassen die US-Cracks in ihrer „Charta der Gutwilligkeit“ wissen. MÜLL