das wird der monat, der wird (4): Zweitligaserienrausschmeißerbesieger
Vorschau: Heute mit Golfplatzbarrikaden, Angst vor Sozial-Chichi, der neuen Uhr im Hamburger Volkspark und einem Freundeshaftcoup von Uli Hoeneß
Oudenaarde, 1. April. Bei der 101. Flandernrundfahrt müssen die Radler endlich wieder die Mauer von Geraardsbergen hoch und den satanischen Koppenberg, bis 21,4 Prozent Steigung, alles auf rutschigem Kopfsteinpflaster. Flanderns bekanntester Sportphilosoph Piet van Gisteren nennt die vorzeitlichen Pisten „nationale Monumente auszehrenden Verzichts“. Ein Belgier, Edward de Smedt, hatte einst den modernen Straßenasphalt erfunden.
Gold Coast, 4. April. Für Empörung sorgt die Grußbotschaft der britischen Premier Theresa May zur Eröffnung der 21. Commonwealth Games in Australien. „Befreiend und beseelend“ sei das Sporttreiben „ohne die Besserwisserei der wertelosen Resteuropäer und ihrer EU-Knechte“. Wohltuend, „bei den Spielen zu Ehren von Britanniens Glorie nicht die arroganten Hackfressen der US-Sportler ertragen zu müssen und die russischen Gewohnheitsdoper und Giftgasattentäter“. Dass im Manuskript sogar Giftgasdoper und Gewohnheitsattentäter stand, dementiert May.
Augusta, 5. April. Der berühmte Masters-Golfplatz ist nicht wiederzuerkennen. Weil Hightechbälle und Monsterschläger die Kugeln immer weiter fliegen lassen, handeln die Augusta-Bosse, „bevor einer den Ball aus der Erdumlaufbahn knallt und wir regeltechnisch nicht wissen, ob da oben Aus ist“. Also sind mobile Fangnetze installiert, rund um die Grüns Wälder aufgeforstet und Mauern hochgezogen worden. Bernhard Langer, mit 60 der älteste im Teilnehmerfeld, reist empört ab: „Das ist kein Golf mehr, sondern wie früher Spiel ohne Grenzen. Fehlt nur die Schmierseife.“
Augusta, 8. April. Erwartungsgemäß gewinnt der rückenrenovierte Tiger Woods das Masters-Turnier. „Mauern und Wälder haben mich noch nie gestört“, sagt der euphorisierte Champ nach seinem 15. Majorsieg. „Die zweite Woods-Ära hat soeben begonnen“, trommelt Sports Illustrated. Allerdings hat der Comebacker schon wieder eine neue Freundin: Melania Trump, die der Gatte („Thank you, good job“) von ihrer Ehefrau-Anstellung kürzlich entbunden hatte.
Leverkusen, 17. April. Gewohnheitsmeister FC Bayern muss die saisonüblichen Triplepläne einstampfen: Mit 2:3 verlieren die Sonstimmersieger das Pokalhalbfinale, „völlig unerklärlich“, wie der Herr Lodenkalle findet. Als Trost bleiben die Leibchen mit der Aufschrift „Zweitligaserienrausschmeißerbesieger“, die an den Viertelfinaltriumph beim SC Paderborn erinnern. Der Weltpokalsiegerbesieger von 2002, FC St. Pauli, ändert seinen Briefkopf in Zweitligaserienrausschmeißerbesiegervorabbezwinger.
Berlin, 22. April. Sportwissenschaftler Jürgen Griesbeck will mit seinem Fußballprojekt Common Goal weiter eine, wie er sagt, „Philanthrophie verankern“. Branchenikonen wie Juan Mata oder Mats Hummels spenden ein volles Prozent ihres Gehalts für einen besseren Zweck. Erste Helden der Gierbranche kündigen jetzt 1,5 Prozent an. Der Fußball, so Griesbeck begeistert, sei „eben ein sehr soziales Gebilde“. Ultras fordern derweil Abschläge, „dann machen Transfers wie von Neymar richtig Sinn“. Die Klubs reagieren zurückhaltend. „Wäre ja tolle PR“, sagt ein Insider, „aber dann müssten wir für diesen Sozial-Chichi ja die Zahlen offenlegen“.
München, 28. April. Habemus Josefam: „Ich habe noch nicht fertig“ – mit trappatonieskem Seniorenhumor bestätigt Jupp Heynckes endlich sein weiteres Trainertun. „Er hat nie gesagt, dass er nie nie sage“, lässt sich Uli Hoeneß nach dem Coup feiern. „Ich glaube, er bleibt über den jüngsten Tag hinaus.“
München, 29. April. Nichts ganz: Laut Medienberichten ist der neue Heynckes-Vertrag befristet bis 2025. Der Coach bittet um Verständnis: „Dann bin ich 80 und will meine Karriere neu disponieren.“ Bernd Müllender
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen