das wird der monat, der wird (2): German Schrulligkeitvon Jürgen Klopp
VORSCHAU: Heute mit Abbreaking News der Biathleten, der UN-Auswärtstorregel, begeisterndem Blitz-Cricket und einemdoppelt glücklichen US-Präsidenten
Atlanta, 3. Februar. Kein Showdown wegen Shutdown: Erstmals in der Geschichte des Superbowl fällt das Finale aus, nachdem Donald Trump am Tag zuvor, den „great fantastic Stillstand“ wieder betwittert hatte. Nun fehlt es erfolgreich an Sicherheitskräften, Kartenabreißern und lizenzierten Ei-Aufpumpern. Der Präsident macht „die mexikanischen Terroristen und vaterlandslosen Verräter im Repräsentantenhaus“ dafür verantwortlich und plant jetzt Mauern „um die wichtigsten Parteigebäude der Demokraten“.
Canmore/Canada, 5. Februar. Laura Dahlmeier, regelmäßig pausierende Biathletin, unterbricht die Saison zum dritten Mal, jetzt sogar mitten in einem Weltcup-Rennen. Nach einem Fehlschuss muss sie, deutlich in Führung liegend, in die Strafrunde, läuft diese aber nicht zu Ende. „Abbreaking News“ twittert der Verband und zitiert seine Teilzeitathletin: „Eine Vorsichtsmaßnahme, ich will gesund in die nächste Wettkampfunterbrechung vor der WM gehen.“
Inzell, 8. Februar. Bei der Eisschnelllauf-Weltmeisterschaft sprintet die stählerne Nichtdoperin Claudia Pechstein, 46, all ihren Konkurrentinnen im Tochteralter davon. Der Verband ist zwiegespalten: „Bei aller Freude – wie sollen wir Jugendliche aufs Eis locken, wenn sie automatisch nur Loser sind?“ Pechstein tröstet: „Ich höre wahrscheinlich auch mal auf. Vielleicht schon gegen 2029.“
West Palm Beach, 11. Februar. Zwei Jahre nach seiner ersten Golfrunde mit einem Staatsgast (Japans Premier Abe) feiert Donald Trump in seinem Resort den 180. Schläger-Auftritt als Präsident. „Das ist die Pole Position in der großen american history, weit vor dieser swinging zero Obama“, twittert er, „und ohne den täglichen Politquatsch hätte ich auch 300 geschafft.“ Weil die Flugkosten laut trumpgolfcount.com mit 91,4 Millionen Dollar „deutlich unter 100 Millionen liegen“, nennt sich Trump „first presidential budget golfer“.
Liverpool, 19. Februar. Mit einem souverän unansehnlichen 0:0 verschafft sich der FC Ruhmreich aus München eine gute Ausgangsposition im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League. Liverpool-Coach Jürgen Klopps erklärt, er sei „extremely happy“ über das grausige Match ohne Gegentor, Das fasst man in Brexitannien als „wesenseigene German Schrulligkeit“ (Guardian) auf. Nach dem 2:2 im Rückspiel wird Uli Hoeneß die Auswärtstorregel „als unvereinbar mit der Charta der Vereinten Nationen“ erklären.
Freiburg, 23. Februar. Am Rand des Bundesligaspiels des SC Freiburg gegen Augsburg löst Tribünengast Joachim Löw endlich das Rätsel um Leroy Sanés mysteriöse Nichtnominierung für die WM. Er habe damals nur gesagt, beteuert der Bundestrainer, er wolle „niemals Sahne“ in seinen Espresso, „und der Planungsstab hat gedacht, ich meine den Leroy Sané, weil der ja auch Sahne ausgesprochen wird.“
Christchurch, 24. Februar. Das erste zeitgemäße Blitz-Cricket-Spiel hat überragenden Erfolg. Eines der berühmten Fünftagematches, hier das Pazifikderby Neuseeland gegen Australien, wird auf einen Nachmittag komprimiert. Die Spielergewerkschaft ProCric allerdings setzt vor dem Kiwi Supreme Court „das naturgesetzlich verbriefte Traditionsrecht auf Teepausen während des Spiels“ durch, wie sie „seit William The Conquerer vorgesehen sind“. Das Match allein aus fünf einstündigen Unterbrechungen am Stück („we are now serving drinks for the players“) begeistert die Fans durch ausgebuffte neue Schlürftechniken mit und ohne spin sowie dramatische drop runs durch die Kehlen. Es endet remis.
Köln, 28. Februar. Pünktlich zu Beginn der närrischen Tage findet der erstklassige Zweitligist 1. FC „die denkbar würdevollste Aufgabe“ für Stürmer Anthony Modeste, dessen chinesischer Ex-Arbeitgeber auch nach drei Monaten eine Freigabe verweigert. Unter dem Jubel Hunderttausender Jecken, also der ganzen Stadt, wird der Ex-Torjäger zu Prinz Tünnes I. ernannt. „Die Logik von Anthony zu Anton zu Toni zu Tünnes schien uns stringent“, sagt FC-Trainer Anfang. „Mein Herz sagt Kamelle“, sagt Tünnes’ Herz.
Dortmund, 31. Februar. Der BVB wartet immer noch auf den Meistertitel.
Bernd Müllender
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