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das wird der monat, der wird (12)Stille im Grölgrund

Vorschau: heute mit Verwüstungen im Alexandra Palace, dem Alpenduell um Vorzeitigkeit und einem kühnen Klassenziel beim FC Bayern

Dublin, 2. Dezember. Bei der Auslosung für die EM-Qualifikation 2020 erwischt das DFB-Team, abgestiegen in Topf 2, die befürchtet üblen Lose: Polen, Norwegen, Liechtenstein, Zypern und sämtliche Färöer-Inseln. Joachim Löw ist Optimist: „Gut, dass uns wenigstens Andorra erspart geblieben ist.“

Brest, 5. Dezember. Das 18:22 gegen Tschechien bedeutet das EM-Aus für die deutschen Handballerinnen. „Wieder so früh wie bei der WM vor einem Jahr“, sagt die verletzte Kapitänin Kim Naidzinavicius und zitiert Russlands Coach Jewgeni Trefilow: „Ich verstehe nicht, warum Deutschland nicht nach oben kommt. Etwas funktioniert da nicht.“ Naidzinavicius vermutet: die Abwehr, vielleicht auch der Angriff, eventuell beides oder das falsche Personal. „Und gemeiner­weise sind da immer auch diese Gegnerinnen.“

London, 14. Dezember. Die World Darts Championship wird nie mehr sein, was sie immer war. Nach dem Rücktritt von Phil „The Power“ Taylor dominiert lähmende Stille statt Saufliedgegröle. „Darts ohne Phil ist wie Pfeile ohne Spitze, wie Cricket ohne Wicket, wie Mourinho ohne Erbrechen“, schluchzen die britischen Fans. „Oder wie Europa ohne uns“, ruft einer. Nach der Massenschlägerei muss die Veranstaltung im Alexandra Palace abgebrochen werden.

Wien, 16. Dezember. Gleichzeitig mit dem Zürcher Silvesterlauf findet im Prater der Christmas Run statt. Dabei müssen alle TeilnehmerInnen entweder als Christkind mit Heiligenschein oder als Weihnachtsmann mit Weihnachtsmütze laufen. Das nennen die Ösis „Duell der Weihnachtsboten“. Die Göttinger Bewegungsphilosophin Prof. Dr. Bettina Hirsch-Wurz jr. wähnt die Alpenrepubliken eher im „Adventsduell um die Vorzeitigkeit im Sport“, bei dem das alte Motto „Höher, schneller, weiter“ zeitgenössisch um ein „Früher, voreiliger, praecoxer“ erweitert werde.

Berlin, 17. Dezember. In einer Feierstunde der Deutschen Akademie für Zukunftskunde erhält die taz den renommierten Orakel-Award Sport. In der November-Vorschau waren treffend vorhergesagt: der überraschen­de Zverev-Turniersieg im Tennis, die Einwechslung von Dortmunds Paco Alcácer samt Siegtor gegen das Böse aus München, die telefonische Unerreichbarkeit von Jupp Heynckes und bis in die Nachspielzeit sogar ergebnisgenau ein Erfolg des DFB-Teams gegen Holland.

Köln, 22. Dezember. Anthony Modeste wartet nach der Rückkehr aus China weiter auf sein erstes Tor für den FC. Genau genommen wartet er auf seinen ersten Einsatz. Denn der Rechtsstreit „mit diesem Effzeh Ching Chang Chihuahua“ (Klubikone Podolski) um Spielfreigabe dauert an. Modeste hatte bei Tianjin Quanjian gekündigt, denn: „Mein Herz hat FC gesagt.“ Die Chinesen finden: „Wir sagen nicht FC.“

München, 23. Dezember. Entgegen ersten Meldungen am Morgen vom „frustrierten Rücktritt eines zunehmend depressiven Mannes“ (Bild) ist Uli Hoeneß „weiterhin in Amt und Würden“, wie der Tabellenelfte FC Bayern verlauten lässt. Die 0:2-Niederlage am Abend zuvor in Frankfurt sei, so Rummenigge, „nach zwei erfolgreichen Unentschieden hintereinander mit dem neuen Trainerteam ein Rückschritt, aber kein Grund zur Panik“. An die verängstigten Fans gerichtet sagt Rummenigge: „Ich verspreche: Nächstes Jahr holen wir den Klassenerhalt.“

Oberstdorf, 30. Dezember. Zum Auftakt der Vierschanzentournee fallen ein paar Schneeflocken. Verängstigte Kleinkinder hören von ihren Eltern: „Nein, das Weiße ist nichts Schlimmes. Das beißt nicht und macht auch nicht Aua.“ Bernd Müllender

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