das wird der monat, der wird (1): Zehn Sekunden Kurzski
VORSCHAU Heute mit Münchner Versehrtenfußball, einem Trainer, der die Bundesliga in Angst und Schrecken versetzt, einem neuen Winterwärmesport und Djokovic ohne Becker
München/Doha, 7. Januar: Der südlichste deutsche Bundesligist stellt im Trainingslager des Nichtsklavenstaates Katar sein „revolutionär-inklusives Rückrundenkonzept“ vor: Ab sofort werden auch massiv Langzeitverletzte eingesetzt. „Egal ob Mario Götze, Arjen Robben und Franck Ribery mit seinem Muskelbundelreissriss – sie alle, alle werden regelmäßig in der Startelf stehen“, kündigt der werdende Extrainer Pep Guardiola an, „das ist ein super-super Reha on the job“. Möglich seien auch „Einsätze auf Krücken oder in Begleitung eines Pflegers“, heißt es auf der FCB-Hoamseitn.
Zürich, 11. Januar: Eklat der Verleihung des Ballon d’Or, dem Goldenen Fifa-Ball. Celia Sasic schlägt die Wahl zur Weltfußballerin des Jahres 2015 aus. „Es ist wegen dem Herrn Blatter“, sagt sie gerade, als ein plötzlicher Stromausfall das Kongresszentrum lahmlegt. „Mutige Fußballerin protestiert gegen Fifa-Paten“ titeln die Zeitungen. Sasic sagt später, sie sei enttäuscht gewesen, weil „der große Schweizer ja wie ich seine aktive Karriere beendet hat und seit gestern in US-Auslieferungshaft sitzt“.
Hasselt, 15. Januar: Formel-1-Pilot Max Verstappen, 18, versucht in seiner Geburtsstadt endlich den Führerschein zu machen. „Ich bin ja nie dazu gekommen“, sagt der junge Mann, der schon pränatal im Bauch seiner pilotierenden Mutter in Kreisen raste und im März mit 17 Jahren in der Formel 1 debütierte. „Ich staune, wie viele Verkehrszeichen es gibt“, sagt der Belgier, der in seiner ersten Saison durch riskante Manöver, Crashs und viele Strafpunkte auffiel, „bislang kannte ich nur Männer mit wedelnden Fahnen am Pistenrand.“ Seinen Fahrlehrer nervt er mit Fragen wie „Was bedeutet diese 50 im Kreis?“ Und: „Wieso kommen einem ständig Autos entgegen? – Das ist doch viel zu gefährlich!“
Melbourne, 18. Januar: Boris Becker, Coach von Tennis-Allebesieger Novad Djokovic, plant bei den Australian Open mit seinem Schützling im Doppel anzutreten: „Ich will noch einmal auf dem Centre Court stehen!“ Djokovic redet Becker den nostalgischen Altersstarrsinn aus – und gewinnt das Doppelturnier allein. Exbobbele darf unter mächtigem Beifall den Pokal abholen: „Wir lieben Arbeitsteilung.“
Hoffenheim, 23. Januar: TSG-Trainer Huub Stevens, mit nervend schlechter Laune seit Wochen als Mentalmagath unterwegs, spielt seinen größten Joker aus. Er verspricht der Mannschaft, sie bei einer Siegesserie sofort zu verlassen: „Sobald wir genug Punkte haben, will ich zum dritten Mal in Folge den VfB Stuttgart retten.“ Seine Spieler starten mit dem 2:0 gegen Leverkusen sofort eine Serie. Fußballpsychologen sprechen von „einem Angstdopingschub“.
New York, 25. Januar: Justizministerin Loretta Lynch holt den in die USA überstellten Sepp Blatter persönlich am Kennedy-Airport ab. „Aus humanitären Erwägungen“ erlaubt sie ihm, die Handschellen abzulegen. „Bei Mr. Blatters Daten von 79 Jahren und 1,60 Metern Höhe“ scheine das nicht nötig: „Wir gehen auch mit kriminellen Senioren respektvoll um.“
Maribor, 30. Januar: Kurzski: Auch in Slowenien können wegen klimawandelbedingten Schneemangels alle Alpin-Durchgänge nur maximal zehn Sekunden pro Teilnehmer dauern, weil bei 15 Grad aufwärts der Kunstschnee zu schnell schmilzt. Die zuletzt überragende US-Athletin Mikaela Shiffrin soll derweil nach Ideen der Werbewirtschaft demnächst bei den Männern fahren. Sie lehnt indes ab: „Dafür sind sie zu schlechte Verlierer.“
München, 31. Januar: Nach dem verblüffenden 1:0-Sieg der TSG Hoffenheim beim Meister (u. a. mit Arjen Robben im Rollstuhl in der Startelf) sieht Trainer Huub Stevens seine Strategie (siehe 23. 1.) fruchten. „Wenn wir am 8. März in Stuttgart gewinnen“, werde er „noch auf dem Platz zum VfB wechseln“. Die FAZ staunt: „Erstmals will sich ein Coach auf die Trainerbank eines Gegners siegen“.
Stuttgart/Bremen, 31. Januar: Auch der VfB gewinnt aus naheliegenden Gründen plötzlich ständig. Zudem haben nach Informationen des Kicker Frankfurt und Werder bereits große Summen geboten, „falls Ligaherrscher Huub Stevens, dieser große Psychologe, ankündigen könnte, er wolle bald zu ihnen wechseln“. Bernd Müllender
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