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Archiv-Artikel

das wichtigste Glaubenskrieg im Irak

Angesichts zahlreicher Leichenfunde in Bagdad fordern Religionsvertreter vollständige Aufklärung der Morde

BAGDAD afp ■ Nach dem Fund dutzender Leichen in Bagdad hat der Chef der sunnitischen Religionsbehörde Wakf vor neuer Gewalt zwischen den Religionsgruppen gewarnt. Adnan al-Dulaimi forderte gestern von der Regierung die vollständige Aufklärung der Morde. Am Vortag hatte US-Außenministerin Condoleezza Rice eine stärkere Beteiligung der Sunniten am politischen Prozess des Landes gefordert. Rice war überraschend in den Irak gereist, um der neuen Regierung ihre Unterstützung anzubieten.

Allein am Wochenende wurden in Bagdad und südlich der Hauptstadt die Leichen von 47 Menschen entdeckt, von denen die meisten erschossen, geköpft oder gefoltert worden waren. Allein 25 Leichen wurden in schiitischen Vierteln gefunden. Bei vielen der Opfer soll es sich um Sunniten handeln.

„Alle kennen die Machenschaften von Polizei, Armee und den Einheiten des Innenministeriums“, sagte Dulaimi. Ihm zufolge wurden bei Razzien der schiitisch dominierten Polizei mehr als 300 sunnitische Imame, Priester und Wächter von Moscheen festgenommen. Muthanna Hareth al-Dari vom Schiitenrat warf der Regierung vor, schiitischen Milizen bei der Unterdrückung der Sunniten freie Hand zu lassen. Zwei Überlebende der Exekutionen gaben an, sie seien von Kommandos des Innenministeriums entführt worden.

Die Sunniten bildeten unter Saddam Hussein die Elite des Landes. Wegen ihres Wahlboykotts sind sie im Parlament kaum vertreten. US-Außenministerin Rice mahnte an, es sei wichtig, dass sich alle Iraker vom Parlament vertreten fühlten. Der schiitische Regierungschef Ibrahim al-Dschaafari versprach eine größere Beteiligung der Sunniten am verfassungsgebenden Prozess.