piwik no script img

Archiv-Artikel

das wichtigste 18 Soldaten angeklagt

Nach Misshandlungen von Bundeswehrrekruten in Coesfelder Kaserne müssen Ausbilder vor Gericht

MÜNSTER dpa ■ Im Skandal um Misshandlungen von Bundeswehrrekruten in einer Kaserne im westfälischen Coesfeld hat die Staatsanwaltschaft Münster Anklage gegen den Kompaniechef und 17 Unteroffiziere erhoben. Diese 18 Angeschuldigten hätten „mutmaßlich die meiste Schuld auf sich geladen“, sagte Oberstaatsanwalt Wolfgang Schweer gestern.

Den Angeklagten wird vorgeworfen, die Soldaten bei vier Marschübungen unter anderem mit Stromstößen sowie mit Tritten und Schlägen gequält und mit kaltem Wasser bespritzt zu haben, wie die Justizbehörde gestern mitteilte. Etwa 290 von den Misshandlungen betroffene Soldaten hätten seit Aufnahme der Ermittlungen im Oktober vergangenen Jahres ausgesagt.

Die den Ausbildern vorgeworfenen Misshandlungen ereigneten sich von Juni bis September 2004 im Zuge von nachgestellten Gefangennahmen und Geiselhaftbefragungen. Diese seien in der allgemeinen Grundausbildung unzulässig. Zudem habe es an einer begleitenden Unterweisung gefehlt, wie sich die Soldaten zur Bewältigung der Situation verhalten sollten. „Die Rekruten wussten in keiner Weise, wie sie auf die ‚Befragung‘ durch die Ausbilder reagieren sollten“, hieß es. Die 24 bis 33 Jahre alten Angeklagten sind mit einer Ausnahme nicht vorbestraft.

Die Achte Große Strafkammer des Landgerichts Münster habe den Verteidigern der Angeschuldigten bereits die Anklagen zugestellt und müsse über die Eröffnung des Hauptverfahrens entscheiden, berichtete die Staatsanwaltschaft. Das Verfahren gegen 20 weitere Angeschuldigte im Zusammenhang mit den Vorfällen sei abgetrennt worden.