das wichtigste : Schwarz-rote Aussichten
Bei SPD-Politikern verdrängt die Debatte um eine große Koalition den Blick auf rot-grüne oder linke Optionen
BERLIN dpa/rtr ■ Umfragewerte, die keinem Lager eine absolute Mehrheit voraussagen, haben Spekulationen über eine große Koalition angeheizt. Die Minister für Wirtschaft und Finanzen, Wolfgang Clement und Hans Eichel, sowie Ex-NRW-Ministerpräsident Peer Steinbrück, schlossen ein solches Bündnis nicht aus. SPD-Chef Franz Müntefering sagte dagegen, wer jetzt über mögliche Koalitionen spekuliere, „der liegt völlig falsch“. CDU-Chefin Angela Merkel erteilte einem möglichen Bündnis mit der SPD eine Absage.
Aus Sicht Steinbrücks ist eine Koalition mit der CDU besser als eine Oppositionsrolle. „Franz Müntefering hat das kongenial zusammengefasst. Opposition ist Mist. Ich kann das nur bestätigen“, sagte der SPD-Politiker der Berliner Zeitung. „Grundsätzlich gilt, dass alle demokratischen Parteien untereinander koalitionsfähig sein müssen“, sagte Eichel der Welt am Sonntag. „Prinzipiell ist dann vieles vorstellbar, auch eine große Koalition.“ Clement sagte dem Focus, eine große Koalition sei „kein Sündenfall“, sondern „ein demokratischer Weg, der Chancen eröffnen kann“. Ein Bündnis mit der Linkspartei schlossen beide aus. Dagegen bekräftigte Berlins Regierender Klaus Wowereit seine Position, langfristig könne eine Koalition mit der Linkspartei möglich sein. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, forderte die SPD auf, angesichts der Bundestagswahl „zur politischen Auseinandersetzung über den Reformkurs unseres Landes“ zurückzukehren. Grünen-Chef Reinhard Bütikofer nannte die Äußerungen aus der SPD einen „Beweis für die Orientierungslosigkeit maßgeblicher Sozialdemokraten“.