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Archiv-Artikel

das wichtigste Serbe besucht Kroaten

Regierungschef Koštunica trifft Amtskollegen Sanader. Zehntausende Menschen nach Kriegen noch vermisst

ZAGREB/SARAJEVO afp/ap ■ Erstmals seit der Unabhängigkeit Kroatiens von Jugoslawien im Jahr 1991 ist mit Vojislav Kostunica ein serbischer Regierungschef zu einem offiziellen Besuch nach Zagreb gereist. Nach einem Treffen betonten Koštunica und sein kroatischer Kollege Ivo Sanader gestern die Bedeutung guter bilateraler Beziehungen für die Stabilität der Region. Sanader sprach von einem „wichtigen Besuch“.

Beide Seiten unterzeichneten mehrere Abkommen vor allem zu Verkehrsprojekten, darunter den Wiederaufbau einer Donaubrücke. Koštunica wollte zudem noch Präsident Stipe Mesić und Vertreter der serbischen Minderheit in Kroatien treffen. Die „bestmöglichen Beziehungen“ zwischen Serbien-Montenegro und Kroatien seien für die Stabilität und die wirtschaftliche Entwicklung der Region „äußerst wichtig“.

Beide betonten zudem, dass die Klärung des Schicksals Vermisster aus der Zeit des serbisch-kroatischen Kriegs (1991 bis 1995) Vorrang habe. Nach offiziellen Angaben gelten in Kroatien noch über 1.200 Menschen als vermisst, die Serben beklagen noch rund 700 Vermisste aus jener Zeit.

Im Nachbarstaat Bosnien-Herzegowina sind dagegen zehn Jahre nach Beendigung des Krieges immer noch 14.000 Menschen als vermisst gemeldet. 8.000 von ihnen werden in Massengräbern vermutet, der Verbleib der 6.000 anderen ist völlig unklar, wie die regionale Suchkommission des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz gestern in Sarajevo mitteilte. In dem drei Jahre währenden Bosnienkrieg wurden etwa 260.000 Menschen getötet und 1,8 Millionen Menschen zu Flüchtlingen gemacht.

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