das wetter: Hundsfott
Da die alte Muhmenulme im Garten – entweder der großen Hitze wegen oder aus Boshaftigkeit – neuerdings nicht nur mit Laub, sondern mit antiquierten Beleidigungen herumwarf, hatte Gesine einen Fachmann kommen lassen. Der baumlange Kerl, den Dr. Pimkenau geschickt hatte, trug wie im Prospekt annonciert nichts als ein Wörterbuch und einen Leopardenfellschurz. „Narrenesel! Metzenkind! Gesims! Hundsfott!“, beschimpfte die Ulme den Burschen und bäumte sich rauschend auf. Das Spektakel zog die Nachbarinnen an. Bald hingen Draisine, Melusine und Kusine hemmungslos gaffend über Gesines Zaun. Und kaum dass der Baumflüsterer sein Buch zugeklappt und die Invektiven vom schweißnassen Oberkörper gewischt hatte, wurden Draisine, Melusine und Kusine um Stecklinge der unerhörten Muhmenulme anheischig.
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