das wetter: Erika
Versehentlich hatte Erika nicht etwa ein Foto ihrer fleischfressenden Pflanze, sondern ein Selfie auf die Kleinanzeigenseite der örtlichen Gartenfreunde gestellt. Die Resonanz war groß, wenn auch nicht besonders positiv. Etlichen Kleingärtnern erschien Erika „verkümmert“, andere vermuteten Schädlingsbefall, manche empfahlen sogar eine „sofortige Kompostierung“. Von der harschen Kritik verletzt, löschte Erika ihren Account und sah vom Verkauf ihrer Pflanze ab. Stattdessen sprach sie stundenlang mit dem Gewächs und fütterte es zunächst mit Fliegen, dann mit Katzen und Hunden. Nach wenigen Wochen verschwanden die ersten Gärtner. Als die Polizei Erika endlich in einem verlassenen Gewächshaus verhaftete, stellte sie fest, dass der Sonnentau in dem Töpfchen, das sie umklammerte, schon vor Jahren eingegangen sein musste.
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