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das wetterEine große Nachtmusik

Eine mehr als dringliche Melodie erklang. Wind, eine Oboe, die eine Triole spielte, eine perlende Harfe, ein stöhnendes Bett. Waldhornistin und Double Bass Drum kamen gleichzeitig. Ein Schellenbaum schüttelte sich im sanften Rhythmus, der unbeeindruckt vor sich hin gemütlichte. Ein Kammerkonzert im Stundenhotel. So war es also, sich hier ein Zimmer genommen zu haben, das sich direkt unter der Philharmonie befand. Oder war es ein toter Raum mit einer übergroßen Jukebox, in das ein leichtes Mädchen immerfort ihren Beischlaflohn warf? Das Bett stöhnte erneut. Einer violte, einer aus der vordersten Reihe, livriert wie ein Kellner, während im Badezimmer ein Spiegel leise wimmerte. Eine Altstimme flüsterte: „In unserem Proberaum auf der Köpenicker Chaussee wird Platz.“ Doch am Ende legte sich endlich Schlaf über das Orchester, über das Hotel, das Zimmer, das Bett. Einsatz der singenden Sägen.

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