das wetter:
Vulkan verurteilt
Der Vulkan war wütend. Gewiss, er hatte ein Lava-Auge auf die reizende Gartenlaube geworfen. Aber dass die ihn jetzt bezichtigte, übergriffig zu sein, war eine Unverschämtheit. Der Vulkan kochte. Es lag doch in der Natur der Sache, dass er als eruptiv veranlagtes Wesen mit Hangneigung ausbrechen könnte. Besonders wenn sich eine entzückende Gartenlaube an seinem Fuß niedergelassen hatte. Damit war doch zu rechnen. Der Vulkan brodelte. Das bisschen Lava, das auf die Gartenlaube niedergeregnet war, das war doch nicht der Rede wert. Das sah die Gartenlaube ganz anders. Ihr feiner Rasen, die Beete, die Zwerge – alles begraben unter der zähen Lavamasse. Und sie war von oben bis unten vom Ascheregen beschmutzt. Die Gartenlaube weinte bittere Tränen. Und der Internationale Gerichtshof in Den Haag gab ihr recht. Der Vulkan wurde zu dreihundert Jahren Ruhe verurteilt.
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