das wetter:
Der Schuhmogul
Genüsslich kaute der melancholische Schuhmogul sein Insektenbrot. Es war ihm eine innere Mission, seine Familie vom hohen Wert des nahrhaften Brotes zu überzeugen, das er einmal auf einer Dienstreise ins finnische Oulu kennengelernt hatte. Den ganzen Tag über freute er sich auf seine abendliche Lieblingsspeise, und so malte er sich in zähen Verhandlungen mit Lederhändlern gern aus, wie die Grillen langsam zu Pulver vermahlen wurden. Sobald er den knusprigen Teig brach, lief ihm das Herz und auch die Zunge über. Dann sang er leise finnische Weisen von der Einsamkeit der nordischen Wälder, die nur vom Zirpen der Grillen widerhallten. Oft wurde der Schuhmogul darob so melancholisch, dass sich die Birken bogen und selbst die letzten lebenden Insekten in bittere Tränen ausbrachen. Der melancholische Schuhmogul hatte es auch nicht leicht.
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