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Archiv-Artikel

das wetter: die schilder

Ein Stoppschild und ein Ortseingangsschild treffen sich in einer Kneipe, bejammern ihr langweiliges Leben, reißen zotige Herrenwitze und saufen dabei literweise Bier, bis sie umkippen. Erst am nächsten Morgen werden sie von einem Angestellten des Straßenverkehrsamtes eingesammelt und an ihrem ursprünglichen Platz wieder aufgestellt – verdammt zu weiteren endlosen Jahren der Ödnis. Wie bei vielen deutschen Filmproduktionen ist auch bei „Als die Schilder saufen lernten“ kaum erkennbar, dass es sich hierbei um großes deutsches Kino handeln soll. Kameraführung, Dialoge und Inszenierung lassen die Simmel-Verfilmung zur Fernsehproduktion verkommen. Die Eingangssequenz – eine zehnminütige Großaufnahme einer Ampel – wirkt bedeutungsüberladen. Auffallend positiv zu bewerten ist allerdings die Sinnlichkeit und Tiefgründigkeit, mit der die Akteure ihre Rollen ausfüllen. Ausgesprochen feinfühlig werden ganz menschliche Wünsche und Hoffnungen in Schilder hineininterpretiert. Schilder, die niemals aufhören zu träumen.