das wetter: der schweigsame stein :
Es war einmal ein mittelgroßer Stein, der seit vielen tausend Jahren irgendwo in einer Wüste herumlag. Früher war er groß gewesen, doch Wind, Sandstürme und Steinbeißer hatten ihn über die Jahrtausende abgeschliffen – so war er nun nur noch mittelgroß. Und während er Generationen von Skorpionen, Klapperschlangen, Echsen, Schakalen, toten Kühen, Geiern, verdurstenden Touristen, verirrten Rallyefahrern, Karawanenreisenden sowie Standard- und Lateintänzern hatte kommen und gehen sehen, war in ihm eine Weisheit gereift, die enorm beeindruckend war. Oft setzten sich Ameisenkinder zu ihm hin und lauschten andächtig seinem weisen Schweigen; die quirligen Wüstenrennmäuse fanden in seinem Schatten eine tiefe Ruhe; und so mancher Cowboy schob sich beim Anblick des schweigsamen Steines den Hut in den verschwitzten Nacken und tätschelte sein Pferd. Der Stein aber dachte in solchen Momenten gern daran, es den Vorbeiziehenden gleichzutun und fortzugehen, doch das behielt er für sich und schwieg beharrlich weiter.