das wetter: der ranzige rudolf :
Wenn Rudolf irgendwo auftauchte, verbreitete sich umgehend ein nur als „ranzig“ zu beschreibender Geruch, der nicht direkt auffiel, sich mit der Zeit jedoch immer weiter verstärkte, bis er in das Bewusstsein der Menschen drang. Wenn es allerdings so weit war, dann lag der ranzige Geruch so schwer im Raum, dass seine Quelle nicht mehr auszumachen war. So kam es, dass der ranzige Rudolf nie in den Verdacht geriet, er könne es sein, der diesen Geruch verströmte – oder besser: nie konnte es ihm nachgewiesen werden. Auch war der ranzige Rudolf stets aufs Vorbildlichste gekleidet. Sein Scheitel war akkurat gezogen, und seine Schuhe glänzten immer wie frisch poliert. Dennoch war der ranzige Rudolf – abgesehen von dem eingangs erwähnten Geruch – eine absolut unauffällige Erscheinung. Immer wieder kam es vor, dass er von Kellnern im Restaurant nicht wahrgenommen wurde. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, den undefinierbaren Geruch aufzuspüren, während der ranzige Rudolf im Auge des Tigers vor sich hin döste und abwartete, was geschah.