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Archiv-Artikel

das wetter: der dichterfresser

Der Dichter hatte es satt, immer nur zu dichten. Während seine Freunde in Kneipen gingen und tolle Frauen aufrissen, mit ihnen rauschende Nächte verbrachten und ein Leben in Saus und Braus führten, hockte er immer nur zu Hause herum, kaute an seiner Feder und schrieb Gedichte an irgendwelche Mädchen, die er nur vom Balkon aus über die Straße hatte gehen sehen. Damit sollte ab jetzt endgültig Schluss sein. Drachentöter wollte er werden. Der Dichter kaufte sich ein Pferd und eine Lanze und zog hinaus in die Welt. Man hörte später, dass er schon beim ersten Drachen kläglich versagt hatte und aufgefressen wurde. Das war aber nicht weiter schlimm, weil er eigentlich von niemandem so richtig vermisst wurde. Denn seine Freunde interessierten sich ja viel mehr für die tollen Frauen aus den Kneipen und die herrlichen, rauschenden Nächte mit ihnen. Der Drache aber, der den Dichter aufgefressen hatte, trug fortan den hübschen Spitznamen „Dichterfresser“ und erzählte seinen Kindern und Kindeskindern spannende Lügengeschichten.