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das ding, das kommtDem Mundraum auf den Zahn gefühlt

Mund, Lippen, Zunge und Zähne – Sprache, Schmerz und Schrei – Essen, Schlingen, Speien und Spucken – Lust und Leidenschaft, die Mundhöhle ist im wahrsten Sinne des Wortes eine äußerst reizvolle Körperzone“. Mit diesen Worten wirbt das Kunstmuseum Wolfsburg für seine kommende Ausstellung „In aller Munde“, die ab Ende Oktober mit Werken von Pieter Bruegel bis Cindy Sherman kunst-und kulturgeschichtliche Motivpfade auch zur Ästhetik dieses intimen Raumes auffächern wird.

Im Vorfeld sowie im regen Austausch mit der verantwortlichen Wolfsburger Kuratorin, Uta Ruhkamp, haben derweil schon mal 19 Studierende der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig eine digitale Gruppenausstellung entwickelt. Sie operiert unter dem Werbeslogan „Spit John. Modern Dentistry. We Create Beautiful Smiles“ mit den Versprechen einer zunehmend kosmetisch orientierten Zahnheilkunde im betrachteten Mundraum.

Diese virtuelle Aktion ist die dritte Auflage einer gemeinsam vom Kulturwissenschaftler und Vertretungsprofessor an der HBK, Thomas Becker, und Nele Kaczmarek, Kuratorin am Kunstverein Braunschweig, veranstalteten Seminarreihe „Künstler:innen in der Stadt“. Wieder haben Teams aus freier Kunst und der Kunstwissenschaft zusammengearbeitet. Aber anders als in den beiden vorherigen Durchläufen, die sich den harten Bedingungen des öffentlichen Raumes stellten – 2018 war es mit „Spin John“ ein aufgelassener Pissoir-Kiosk am namensgebenden John-F.-Kennedy-Platz, 2019 das Sommerbad in dessen Nähe, Titel der wasseraffinen Freiluftkunst: „Swim John“ – sollte dieses Jahr eine leer stehende Zahnarztpraxis Gegenstand der Intervention sein. Dieses ­naheliegende Ambiente stünde in seinem Charakter als halböffentlicher Raum zudem sinnbildlich für die ja überindividuelle Qualität der Mundhöhle.

Denn neben der physischen Funktion zur Versorgung des eigenen Körpers spannt diese Leibeszone mit Mimik, Stimmbildung und Artikulation in der Geste des Sprechens, aber auch durch „respiratorische Sekretionsleistungen“, sprich: die Vernebelung infektiöser Viren, einen komplexen und derzeit hochriskanten Außenraum intersubjektiven Agierens auf.

Statt kleinteiliger Behandlungszimmer bespielen die Akteur:innen nun ein Webtemplate, das zu den beliebtesten Designvorlagen für die Internetauftritte von Zahnarztpraxen zählt. Anstelle gewohnter Informationen zu Wurzelbehandlung oder Implantologie präsentiert es deutlich Angenehmeres: Video- und Soundaktionen etwa mit Mundspülungen, Texte, animierte Grafiken sowie einen Online-Shop für Selbstgebackenes in Form gängiger Zahnerkrankungen – Karies garantiert.

Bettina Maria Brosowsky

„Spit John. Modern Dentistry. We Create Beautiful Smiles“: Online-Ausstellung unter www.spit-john.de, Lauch der Website: Do, 23. 7., 18 Uhr

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