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das detailNie wieder, das

Gedenkende Fans, hier am 9. 11. Foto: dpa

Seit 2004 erinnert der deutsche Fußball mit den Worten „Nie wieder“ zum Befreiungstag des KZ Auschwitz an die Shoa. Gemeinsam wird der verfolgten und ermordeten Jü­d:in­nen und anderer Gruppen, darunter auch Sportler:innen, während des Nationalsozialismus gedacht. Lange Zeit gab es im Fußball Widerstände, sich mit der eigenen Schuld auseinanderzusetzen. Die umfangreiche Erinnerungsarbeit begann oft erst auf Druck zahlreicher Fangruppen und Faninitiativen.

So gibt es im Männerfußball mittlerweile eine umfangreiche Erinnerungsarbeit mit Gedenkfahrten, Recherchearbeiten zur Rolle des eigenen Klubs zwischen 1933 und 1945 oder zu ermordeten jüdischen oder anderen Vereinsmitgliedern. Gleichzeitig steht der Fußball ebenso wie die restliche Gesellschaft durch den wieder aufkommenden Neofaschismus unter Druck. Zunehmend fordern gesellschaftliche Fraktionen, Fußball solle „unpolitisch“ sein.

Und wie resistent sich die Klubkonzerne zeigen werden, wenn etwa ein Elon Musk einen Verein kaufen möchte, ist überaus fraglich. Auf Kohle und Wettbewerbsfähigkeit wird man kaum verzichten wollen. Schon der rechtspopulistische Unternehmer Dietrich Mateschitz ist bekanntlich mit Red Bull gut untergekommen. Angesichts immer schrillerer Töne gegen Muslime, Jüd:innen, Geflüchtete, Schutzsuchende und Menschen of Colour sowie der Unterstützung von Frontex oder der Massenmorde in Gaza wirkt dieses „Nie wieder“ hohl.

So ist der „Nie wieder“-Spieltag beides: Zeichen zivilgesellschaftlicher Errungenschaften. Und Warnung vor der Gegenwart. (asc)

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