daily dope (70) :
Es ist die zweite Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), die an diesem Wochenende in Weimar stattfindet. Thomas Bach, der Präsident des DOSB, wollte eine erste Erfolgsbilanz vorlegen. Vor der Gründung im Mai hatten sich Funktionäre, die sich eher dem Breitensport verpflichtet fühlen, heftige Auseinandersetzungen mit den Vertretern des Leistungssports geliefert. Davon dringt schon lange nichts mehr an die Öffentlichkeit. Sicher auch ein Verdienst von Michael Vesper, der als Generaldirektor des DOSB das Management übernommen hat. Nun soll in Weimar ein Aktionsplan verabschiedet werden, in dem es um eine Neustrukturierung geht. Große Auseinandersetzungen sind dabei nicht zu erwarten.
Ganz anders sieht das beim Thema Anti-Doping-Kampf aus. Dort propagiert Thomas Bach seit Monaten ein windelweiches Anti-Doping-Gesetz. Immer wieder spricht er von den Hintermännern der Szene, die er vor Gericht sehen will. Die Sportler selbst möchte er von staatlicher Verfolgung fernhalten. Der Sport soll alles selbst regeln, was die Sportler betrifft. Dopingkontrollen soll es geben und, wenn nötig, Verfahren vor den Sportgerichten. Dort sitzen dann Vertreter des Sports über ihnen nicht selten gut bekannte Sportler zu Gericht. Geht es nach Bach, soll alles unter dem Dach der Sportfamilie verhandelt werden. Wahrscheinlich kann er sich durchsetzen. Sportminister Wolfgang Schäuble steht auf der Seite Bachs. Er wird Bach wohl auch in Weimar assistieren. Ein Anti-Doping-Gesetz, bei dem auch der Besitz von Dopingmitteln unter Strafe gestellt wird, mithin auch Sportler Ziel der Strafverfolgung werden können – eine Regelung, wie sie vor allem vom Deutschen Leichtathletikverband (DLV) und dessen Präsidenten Clemens Prokop gefordert wird – scheint in weite Ferne gerückt zu sein. Sportfunktionäre, auch Bach, sprechen immer wieder von der Glaubwürdigkeit, die der Sport nach einem Jahr äußerst prominenter Dopingfälle zurückgewinnen müsse. So einfach, wie Bach sich das vorstellt, wird das nicht zu schaffen sein.
ANDREAS RÜTTENAUER