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corona in hamburg„Diese Zeit ist bald zuende“

Wahrsagerin Esmeralda Rosenberg im Internet: www.wahrsagerinmitherz.de

Interview Juliane Preiß

taz: Frau Rosenberg, haben Sie die Corona-Pandemie kommen sehen?

Esmeralda Rosenberg: Zuerst hat es meine Mutter vorausgesagt. Kurz bevor sie im Februar vergangenes Jahr gestorben ist, hat sie immer wieder gesagt, dass eine sehr, sehr schwere Zeit auf uns zukommt. Und sie hat Menschen, die sich oft an sie gewendet haben, eine Einkaufsliste gegeben, darauf standen unter anderem Mehl, Zucker, Öl, Kerzen. Ich habe zu diesem Zeitpunkt noch gesagt: Mama, hör doch auf damit.

Das heißt, Sie haben daran gezweifelt?

Zuerst ja. Aber dann musste ich immer mehr Menschen sagen, denen ich die Karten gelegt habe, dass ihnen eine schwere Zeit bevorsteht. In dem Blatt, was ich lege, steht ja nicht, da kommt das Coronavirus, sondern man sieht nur dass eine schwere Zeit bevorsteht.

Nichts Konkretes?

Ich hätte spätestens Anfang März mit dem Aufbau für den Frühlingsdom beginnen sollen. Aber ich hatte kein gutes Gefühl, ich habe meinen Wagen nicht hingebracht, weil ich wusste, dass der Dom nicht stattfindet. Dann kam irgendwann die Absage. Und obwohl ich es ja wusste, hat es mir das Herz zerrissen.

Mit dem Dom bricht Ihnen ein wichtiger Teil des Geschäfts weg.

Ja, das ist so. Meine Arbeit hat sich sehr verändert. In dieser Zeit telefoniere ich mit den Menschen. Hände lesen geht momentan nicht, aber die Karten kann ich auch am Telefon legen. Ich mache das momentan kostenlos. Das ist mein Beitrag in dieser schweren Zeit. Viele Menschen brauchen meine Ratschläge.

Foto: privat

Esmeralda Rosenberg, Jahrgang 1964, ist Schaustellerin aus Hamburg. Sie arbeitet als Wahrsagerin in ihrem Wagen auf dem Hamburger Dom.

Kommen die Leute mit anderen Fragen zu Ihnen?

Ja. Viele stecken in schweren Krisen. Ich hatte jetzt ein Gespräch mit einer Frau, deren Mann den Job verloren hat und auf die Kinder aufpassen muss, während sie arbeiten geht. Es geht um persönliche Krisen, berufliche, finanzielle, aber die Menschen kommen mit Zukunftsängsten zu mir, häufiger als sonst. Viele sind anfällig für Verschwörungstheorien aller Art, manche reden sogar vom 'Kriegszustand’. Ich sage dann: Hör mal zu, die jetzige Situation ist nicht schön, wir müssen uns an Regeln halten, wir müssen verzichten, aber es wird wieder eine wunderschöne Zeit auf uns zukommen.

Das bedeutet, Sie können das Ende der Krise voraussehen?

Ich kann sehen, dass diese Zeit bald zu Ende ist. Noch in diesem Jahr. Wenn wir uns alle dementsprechend verhalten, bin ich positiv, dass der Sommer-Dom stattfinden wird.

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