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Archiv-Artikel

christoph schultheiß Spirituell auf Autopilot

Sat.1-Chef Roger Schawinski war gestern bei N24 zu Gast. Er glaubt an Gott, aber nicht so richtig.

Sein Debüt im deutschen Fernsehen hatte sich Roger Schawinski anders vorgestellt. Als im Dezember 2003 bekannt wurde, dass er neuer Sat.1-Geschäftsführer werden solle, fragte der Spiegel: „Werden Sie sich einem breiten Publikum schon bald in der ‚Harald Schmidt Show‘ vorstellen?“ Und Schawinski antwortete: „Warum nicht?“ Doch daraus … ähm … wurde nichts. Stattdessen gab er seinen TV-Einstand gestern um halb zwölf beim Nischensender N24 in einer Sendung namens „N24 – Ethik“. Auf zwei kargen Sitzmöbeln saßen sich dort für 25 Minuten zwei unbekannte TV-Gesichter gegenüber: der Moderator, eine Art aufgeweckter Cherno Jobatey und der Senderchef als gut gebräunter Multimillionär. Der Moderator erwartete von Schawinski einen Auftritt „so ähnlich wie George W. Bushs ‚Rede zur Lage der Nation‘ “ – und sollte Recht behalten. Denn das Gespräch war alles andere als aufschlussreich: Schawinski will bei Sat.1 „den Journalismus vielleicht ein bisschen stärken“, hat zwischen den Quiz-, Casting- oder Ekel-Hypes „Nischen und Lücken“ entdeckt und darüber hinaus noch „zwei, drei Ideen“, über die er momentan natürlich nichts verraten will. Nur so viel: Religionsshows werden es wohl nicht sein.

Womit wir nach knapp 20 Minuten Geplauder auch prima zur zentralen Frage überleiten können, zu derjenigen, die uns alle – auch und gerade beim neuen, umstrittenen Sat.1-Chef – so brennend interessiert wie keine andere, nämlich: „Glauben Sie an Gott?“ Und Schawinski antwortete. „Nicht in der Form“, sagte er, „aber ich glaube, dass es etwas Spirituelles gibt in dieser Welt und dass man die Spiritualität in sich selbst …“ (Für den Rest der Antwort müssen wir aus Platzgründen leider kurz auf Autopilot schalten, zumal wir den Eindruck hatten, Schawinski habe es genauso gemacht.) Doch dann, wenig später, deutete er plötzlich auf seinen Hinterkopf und sagte noch zwei Sätze, mit denen auch wir unseren ersten TV-Eindruck vom neuen Sat.1-Chef beschließen wollen. Erster Satz: „Ich gehe nicht nur auf meine Harddisk und lade mir dort meine gespeicherten Antworten herunter.“ Der zweite: „Ich empfinde das Leben täglich als eine neue emotionale Herausforderung.“