cdu & jugendpolitik : Tatütata, der Wüst ist da
Dass ausgerechnet der juvenile CDU-Parteisekretär Hendrik Wüst den jugendpolitischen Hardliner gibt, muss so sein. Der Mann mit dem Jungengesicht will punkten. Und das kann er am besten, wenn er auf Zucht und Ordnung setzt: Halbstarke gehören für ihn deshalb ins Erziehungslager und Schulschwänzer mit dem Streifenwagen in die Schule. Freilich gab es solche Stammtischparolen schon, als noch nicht einmal Wüsts Eltern geplant waren. Und auch damals wurde nicht auf die Wirklichkeit reagiert, sondern auf Vorurteile und Ängste. Weil die CDU genau damit immer ausgezeichnet fuhr, gibt einer wie Wüst auch heute noch gern den Hilfspolizisten: „Die Bürger können sich darauf verlassen, dass wir für ihren Schutz konsequent handeln.“ Tatütata, der Wüst ist da.
KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN
Natürlich steckt hinter dieser Null-Toleranz-Rhetorik politisches Kalkül: Es geht gar nicht um die Gewaltbereitschaft junger Männer – denen wird man nicht mit harten Strafen Herr, sondern mit Anti-Gewalt-Training und Berufsperspektiven. Es geht nicht darum, eine strengere Innenpolitik zu entwickeln – bekanntlich liegt dieses Ressort in FDP-Verantwortung. Nein, Wüsts Äußerungen sind politische Folklore, ein Echo der alten CDU.
Keine politische Formation ist so in Bewegung wie die Union. Ob die Eruptionen in Bayern um den Stoiber-Abgang oder der Streit um Gebärmütter und Kinderkrippen, stets rangeln Moderne mit Fundamentalisten um die Meinungsführerschaft. Und wenn regierende C-Parteipolitiker etwas für berufstätige Eltern tun oder für die Integration von Migranten, bekommen sie es mit ihrem christlich-patriarchal geprägten Wahlvolk etwa im Sauerland zu tun. Dass Wüst deren Wünsche gut kennt, hat er jetzt bewiesen. Dass er unverbindlich und folgenlos ihre spießbürgerliche Seele beruhigt, zeigt, wie gut er sein politisches Handwerk versteht – der junge Mann!