bse-test : Für die tägliche Praxis untauglich
Zu schnell, zu früh und zu euphorisch war die Göttinger Universität, als sie vor wenigen Tagen per Pressemitteilung kundtat, man habe dort am Tierärztlichen Institut einen „zuverlässigen“ Test zur Identifikation von BSE-Rindern entwickelt. Der Test könne BSE-Rinder schon im „Frühstadium der Erkrankung“ erkennen, so dass diese „aus den Höfen entfernt werden können, bevor sie den Schachthof und damit den Verbraucher erreichen“, wird der Institutsleiter Bertram Brenig zitiert. Wenn dem wirklich so wäre: Für die BSE-geplagte Landwirtschaft wäre es eine Freudenbotschaft. Denn bisher ist der Rinderwahnsinn nur sehr aufwändig im Schachthof nachweisbar, wenn das Tier bereits tot ist. Schon beim Lesen der Pressemitteilung musste man eigentlich stutzig werden, denn immerhin bei einem halben Prozent der Tiere zeigte der Test ein falsch positives Ergebnis an. Die Tiere wurden als BSE-infiziert eingestuft, obwohl sie das nicht waren. De BSE-Forscher am Friedrich-Löffler-Institut machten sich dann auch die Mühe, mal auszurechen, was dieser Test in der Praxis bedeuten würde: 2,5 Millionen Tiere werden hierzulande jedes Jahr auf BSE getestet, bei 0,5 Prozent falsch-positiven hieße dies, dass jedes Jahr über 12.500 Rinder als „Risikotiere“ aussortiert werden müssten. Dabei liege die Zahl der derzeit jährlich nachgewiesenen BSE-Fälle „deutlich unter 100“, gab das Löffler-Institut bekannt. Und fügt hinzu: Es sei auch völlig unklar, was dann mit den in der „Mehrzahl vermutlich völlig unschädlichen“ Tieren geschehen soll.
WOLFGANG LÖHR