brunsbüttel-gutachten : Wer mauert, ist verdächtig
Transparenz geht anders. Der an die Öffentlichkeit kolportierte Ministeriumsbericht über die Sicherheitsdefizite des Brunsbüttler Atomreaktors wirft ein trübes Licht auf die Ministeriumschefin Gitta Trauernicht. Sicher: Nicht jedes Papier, dass in der Kieler Atomaufsichtsbehörde kursiert, muss gleich in den Medien landen. Dass die in dem Projektbericht aufgezeigten Sicherheitslücken aber von der Ministerin in der intensiven Debatte um die Pannen in Krümmel und Brunsbüttel nicht erwähnt wurde, zeigt, dass sie dem öffentlichen Streit mit Brunsbüttel-Betreiberin Vattenfall aus dem Wege ging.
KOMMENTAR VON MARCO CARINI
Genau diese Debatte aber muss führen, wer sich wie Trauernicht auf die Fahnen geschrieben hat, am Ausstieg aus der Atomkraft mitzuwirken. Auch wenn die Lücken – so ist das Atomgesetz – nicht ausgereicht hätten, den Reaktor langfristig vom Netz zu halten. Seit Tschernobyl und Forsmark gehört die Frage der Atomsicherheit zu den Fragen, auf die die Öffentlichkeit am sensibelsten reagiert. Wer hier mauert, macht sich verdächtig.
Dass die Ministerin noch immer nicht in die Offensive gegangen ist, sondern die Medien mit ein paar dürren, inhaltsarmen Sätzen ihrer Pressestelle abspeist, zeigt, dass sie ihre Lektion noch immer nicht gelernt hat. So hat sie selbst zu verantworten, dass sie – statt Vattenfall vor sich her zu treiben – nun selbst zur Getriebenen wird.