brief des tages:
Wochenarbeitszeit
„Effektiv mehr Zeit“,
taz vom 15. 4. 25
Dieser Kommentar macht ob seiner Unreflektiertheit fassungslos. Da fragt die Autorin, warum die Gewerkschaften für die Beibehaltung der täglichen Höchstarbeitszeit von bis zu 10 Stunden eintreten. Stattdessen plädiert sie dafür, tägliche Arbeitszeiten von 13 Stunden (!) zu ermöglichen, weil „viele davon profitieren würden“, und sie ihre Arbeitszeit in „drei, vier Arbeitstagen abstottern könnten“, Das heißt, die reine Arbeitszeit würde zum Beispiel um 8 Uhr beginnen und um 21.45 Uhr enden (mit Pause). Hinzu kommen An- und Abfahrtszeiten. Wie sollen da Menschen mit Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen ihren Alltag gestalten? Gesicherte Erkenntnisse der Arbeits- und Gesundheitswissenschaft, wonach die Unfall- und Krankheitshäufigkeit nach acht Stunden Arbeit deutlich ansteigen, gebe es angeblich nicht. Auch kein Wort, dass bei einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit natürlich der Druck auf die einzelnen Beschäftigten, auch gegen ihren Willen und ihre Möglichkeiten, länger zu arbeiten, steigen würde. Deshalb ja: Derart flexibilisierte Arbeitszeiten würden „die Welt wirklich schlechter“ machen.
Norbert Reuter, Berlin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen