brief des tages:
Kosenamen
„Neue Diskussion um Taurus-Lieferung“, taz vom 11. 3. 24
Vorgestern wurde ich in einem Albtraum wach: Unser Marschflugkörper Taurus sollte nun doch nach Kiew gehen – aber schlauerweise über London! Und erst von dort – quasi umgespritzt wie ein gestohlener 8er BMW – mit neuem Absender an die Ukraine ausgeliefert werden. „Welchen Scheiß hab ich mir da schon wieder zusammengeträumt“, schmunzelte ich noch beim ersten Kaffee. Aber dann die Sieben-Uhr-Nachrichten: Diese „Drohnenwäsche“ der durchsichtigen Art wurde von unserer Außenministerin tatsächlich als „Option“ bezeichnet. Hütchenspielen mit Nuklearwaffen. Wenn also nun bald der erste Flugkörper aus Kiew im Kreml einschlägt, und Wladimir in den rauchenden Trümmern seiner Burg das „Made in Germany“ unter dem Tarnlack freigekratzt hat – dann steht der Kosename der dritten Atombombe, die je über einer Bevölkerung gezündet werden wird, schon fest: Nicht „Little Boy“ (Hiroshima), nicht „Fat Man“ (Nagasaki). Nein, die Bomberstaffel Richtung Deutschland hat für uns eine Frau im Abwurfschacht: „маленькая Анналена“. Für Nichtrussen: „Die kleine Annalena“
Stephan Ewald, Köln
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen