brief des tages:
Angst und kognitive Dissonanz
„Der 1,5-Grad-Countdown“, taz vom 2. 10. 23
Ich wünsche mir eindringlich, dass wir Menschen „die Kurve kriegen“ hinsichtlich des Klimas. Aber ich stelle mal die ketzerische Frage: Was bringt eine CO2-Uhr? Soll sie später, wenn das 1,5 Grad-, vermutlich ja auch das 2-Grad-Ziel gerissen wurde, als Gewissensbereinigung dienen, im Sinne: „Wir haben euch ja stets informiert, wie schlimm die Lage war? Aber ihr habt ja nichts getan …“. Ich sehe mittlerweile keinen Sinn mehr in solch einer CO2-Uhr. Soll die Uhr solch krude Politiker wie Friedrich Merz belehren? Natürlich muss man die Fakten im Blick behalten.
Aber das Problem, dass die Klimaziele nicht eingehalten werden, liegt ja nicht an mangelndem Wissen und unzureichender Information. Sondern auch an der Unfähigkeit, Verhalten, Konsummuster und die eigene Wahrnehmung zu verändern. Natürlich braucht es auch entsprechende Gesetze. Die ständige Information über das Nichteinhalten der Klimaziele bewirkt bei vielen Menschen Angst und kognitive Dissonanz. Das ist sicher keine gute Basis für positive Verhaltensänderungen!
Thomas Bernard, Karlsruhe
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