brief des tages:
Nachkriegsordnung
„Die Mehrheit war gegen die DDR“, taz vom 16. 6. 23
Was ich bei der Würdigung des Aufstandes vom 17.6.53 immer vermisse, ist der Verweis auf die nach dem 2. Weltkrieg im Vertrag von Jalta fixierte und von den Alliierten unterzeichnete geopolitische Nachkriegsordnung, die die europäischen Länder inklusive das in zwei gegensätzliche, von den Gesellschaftssystemen der jeweiligen Alliierten dominierte Hälften geteilte Postnazideutschland den Supermächten subsumierte. Die dem 17. Juni 53 folgenden Aufstände in Ungarn 56, ČSSR 68 und Polen 80 scheiterten letztlich alle an dieser Subsumation der Staaten unter dem geopolitischen militärischen Kräftegleichgewicht der beiden Systeme. Auch der mutig erzwungene Systemzusammembruch 1989 hätte vermutlich nicht oder unter viel mehr Gewalttätigkeit stattgefunden, wenn der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow durch seine Liberalisierungsambitionen nicht nur deutliche Signale ausgesendet hätte, dass er in einem solchen Falle diesmal keine Rotarmisten gegen veränderungswillige Demonstranten auffahren lassen wird, sondern selbst die radikale Veränderung des sowjetkommunistischen Systems einleitete. Wolfram Hasch, Berlin
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