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brief des tages

Al-Hol-Gefangenenlager

„Von Gott verlassen. In einem Gefangenenlager in Syrien herrschen mafiöse Banden und die Fundamentalisten des ‚Islamischen Staats‘“, taz vom 1. 12. 22

Das Al-Hol-Camp („Sumpfland“) ist mit seinen Zehntausenden IS-Gefangenen ein soziales Monument des Scheiterns: Nicht nur die religionsfaschistische Terrorideologie des IS, sondern ebenso „von Gott verlassen“ ist der wohlfeile Wertekanon des globalen Westens, der Verantwortung und Gefahren dieser derzeit größten Brutstätte des Terrors seit zehn Jahren schlichtweg ignoriert und die Kurden allein lässt. Ein neuerlicher Verrat an den syrischen Kurden, die mehr als zehntausend KämpferInnen im Entscheidungskampf gegen den IS verloren haben. „Wofür kämpfst du?“, fragte damals in einer Kriegsreportage ein westlicher Reporter irritiert eine 19-jährige Kämpferin. Ihre Antwort, nur zwei Worte: „Für dich.“ Während „wir“ verantwortungslos über die politisch explosiven IS-Gefangenenlager hinwegsehen, wird heute dem Nationalislamisten Erdoğan gestattet, die Sieger über den IS-Terror in Täter-Opfer-Umkehr als Terroristen zu definieren und erneut Rojava anzugreifen. Die dabei leitende Religion heißt strategische Geo-Politik.

Albert Lange, Detmold

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