brief des tages:
Welche Rolle spielt Moral in der Politik?
„Zwischen den Krisen“, taz vom 11. 4. 22
Warum dürfen Ministerinnen sich nicht auch um ihre Familie kümmern, wenn es dringend geboten scheint? Muss ein Ministerium nicht gerade auch in der Krise ohne starke Hand funktionieren? Hätte es einen Toten weniger im Ahrtal gegeben, wenn Frau Spiegel medienwirksam in Gummistiefeln im Hochwassergebiet rumgestapft wäre? Lag das Hauptversagen nicht beim Katastrophenschutz? Was soll das heuchlerische moralinsaure Hinterher-weiß-ich-alles-besser-Geschwätz? Welche Rolle spielt überhaupt Moral in der Politik (s. Ukraine-Krieg! Wer die Macht hat, macht eben)? Und dürfen nur Frauen ohne Familie, ohne Kinder Ministerin werden, weil sie sich sonst im Zweifelsfall eben auch um die Familie kümmern? Wollen wir nur Frauen als Ministerin, die selbst keine Eigenerfahrung im Umgang mit Familie und Kindern machen dürfen? In welchem Jahrhundert leben wir? Liebe Frauen, wo bleibt euer Aufschrei? Und zuletzt: Darf dann eigentlich ein Mann mit Familie und eigenen Kindern überhaupt Minister werden? „Mann“ wird ja noch mal fragen dürfen – oder?
Winfried Plesch, Schriesheim
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