brief des tages:
Das Mitleid hält sich in Grenzen
„Entlastungen kommen – aber welche?“,
taz vom 23. 3. 22
Was Autofahrerinnen und Autofahrer angeht, die sich spritfressende sogenannte Statussymbole motorisierter Art zuzulegen und sich jetzt über die Preisexplosion an der Tankstelle aufregen, hält sich mein Mitleid sehr in Grenzen. Das lässt sich ganz sicher unter der Rubrik „Luxusprobleme“ verbuchen. Ein 1-Liter-Auto ist möglich und wurde sogar gebaut, aber von einer großen Mehrheit abgelehnt und verlacht. Die Einstellung, dass ein Auto Status ist, hat sich nie geändert und muss jetzt einfach bestraft werden. Zudem wurde der Anfang vom Ende des fossilen Zeitalters fast ausnahmslos mit dem Klimawandel begründet. Dessen Auswirkungen potenzieren sich erwiesenermaßen ja auch tatsächlich je stärker, desto später mit dem Ausstieg begonnen wird. Von den vielen weiteren Nachteilen der extremen Abhängigkeit von Öl exportierenden Ländern, die sich im Prinzip alle keine lupenreinen Demokratien nennen konnten, war kaum die Rede. Auch dass der Lieferverkehr zu größten Teilen schon längst auf der Schiene rollen sollte, wird jetzt zum Riesenproblem.
Ullrich Herzau, Berlin
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