brief des tages:
Wir rechnen uns grün!
betr.: Elektrifizierung des Straßenverkehrs
Eigentlich ist es ganz einfach: Man nehme ein handelsübliches Auto mit Verbrennungsmotor, baue die Einspritzanlage ab, stattdessen einen Gasmischer ran, hänge noch einen NOx-Kat dahinter, betreibe das Ganze mit grünem Wasserstoff oder einem anderen synthetischen Kraftstoff, und fertig ist ein annäherndes Zero-Emission-Fahrzeug, das den Namen auch wirklich verdient, ohne eine ganze Industrie umzustellen. (Der NOx-Speicherkatalysator entzieht dem Abgas die Stickoxide.) Das ist nichts Neues, das haben wir Motorenforscher schon vor 30 Jahren vorgeschlagen. In diesen 30 Jahren hat die Politik es verschlafen, alternative Kraftstoffe marktreif zu machen. Im ersten Quartal 2021 stammte der überwiegende Teil der Stromproduktion aus Kohle. Nun verschlafen wir die nächsten 30 Jahre, indem wir die verstromte Kohle in hippen E-SUVs verbraten und uns damit grün rechnen: Ich kaufe mir ein E-Auto und der Strom kommt aus der Steckdose. Das ist keine Frage von grüner Ideologie (Elektromotor versus Verbrennungsmotor), sondern ganz einfach eine Frage der Ehrlichkeit: Wie viel sind wir als Gesellschaft bereit für grüne Fortbewegung zu bezahlen? Gerhard Schöttke, Uhingen
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