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brief des tages

Erbe der Nachkriegskultur

„Späte Erinnerung an vergessene Nazi-Opfer“, taz vom 7. 10. 20

Nur 75 Jahre nach Kriegsende soll ein Dokumentationszentrum für die Opfer des deutschen Vernichtungskriegs gebaut werden. Wenn die Aufarbeitung der faschistischen deutschen Geschichte in dem Tempo weitergeht, wird es wohl noch was werden mit den 1.000 Jahren, die uns die Nazis einbrocken wollten. Mich persönlich würde auch ein Dokumentationszentrum über die Vertuschung, Verharmlosung und Relativierung der faschistischen deutschen Gräueltaten der Nazizeit in Deutschland nach 1945 interessieren. Welche Personen, welche Parteien, welche Unternehmen und welche Organisationen haben sich mit Schlussstrichdebatten hervorgetan, welche haben herausgehobene Nazitäter gedeckt, haben ihnen zu neuen Karrieren in Deutschland oder zur Flucht ins Ausland verholfen? Vor allem aber interessiert mich, wie wirkt es in Organisationen, wenn die Führungsebenen durch Altnazis repräsentiert werden, welche Traditionen und Haltungen bilden sich unter solchen Bedingungen? Welche gesellschaftlichen Entwicklungen benötigen wir heute, um diese Nachkriegskultur zu überwinden?

Raimund Schorn-Lichtenthäler, Datteln

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