piwik no script img

brief des tages

Der Reiz der Paradoxie:

John Cage in Halberstadt

„Sanftes Dröhnen, so langsam es nur geht“, taz vom 9. 9. 20

Tonwechsel in Halberstadt beim Cage-Orgelprojekt! Allerdings beruht diese auf 639 Jahre angelegte Aufführung von „Organ[2]/ASLSP“ auf einem fatal einseitigen Interpretationsansatz. Dabei hatte Cage selbst die Richtung vorgegeben:

Die titelgebende Buchstabenfolge ASLSP steht abkürzend für »as slow as possible«, bezieht sich aber auch auf eine Textstelle aus dem Roman „Finnegans Wake“ des von Cage verehrten James Joyce: „Soft morning, city! Lsp!“ Die Musik soll also, wie der 2014 verstorbene und seinerzeit mit Cage zusammenarbeitende Uraufführungsorganist Gerd Zacher nicht müde wurde zu betonen, klingen as Lsp, also wie eine Art „Räusper“, mit dem bei Joyce der Protagonist am offenen Fenster die morgendliche Stadt begrüßt.

Man sollte diese zweite Lesart des Titels nicht verschweigen.

Eine Musik, die so langsam wie möglich zu spielen ist und zugleich so blitzschnell, wie sich die Silbe Lsp eben aussprechen lässt – ein solch „spezieller Reiz der Paradoxie“ (Zacher) gefiel dem Komponisten John Cage.

Matthias Geuting, Essen

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen