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brief des tages

Schulterschlüsse nicht möglich

„Alles Rassisten?“,

taz vom 28. 7. 20

Wohltuend, dass Levent Teczan in der Rassismus-Debatte vor einer am Horizont drohenden Maßlosigkeit warnt. Und die sich ausbreitende Intoleranz mit der christlichen Lehre von der „Ursünde“ verknüpft. Wer mir von der Kanzel der Allwissenheit herunter predigt, dass ich ein verlorener Sünder bin, dem höre ich recht schnell nicht mehr zu. Gleiches gilt für jene, die mir im Duktus der Erhabenheit beständig meine „Privilegien“ vorhalten. Wo sind die „Privilegien“ der seit Jahren arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger*innen, wo die der in Armutsjobs knechtenden Menschen, wo die der in Grundsicherung hängenden Rentner*innen oder die der weißen Behinderten? Wenn von Rassismus Betroffene anderen Menschen, die nicht ihre Hautfarbe haben, automatisch unterstellen, dass diese „privilegierte Arschlöcher“ seien, dann verprellen sie Leute, die aus einer humanistischen Einstellung heraus („Menschenrechte sind unteilbar“) durchaus bereit wären, sich aus tiefstem Herzen und Mitgefühl heraus – nicht rein paternalistisch – zu solidarisieren.

Andreas Smidderk, Düsseldorf

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