brief des tages:
Die Büchse der Pandora
„Tote Vögel fielen vom Himmel“, taz vom 2. 1. 20
Die vom Himmel fallenden Vögel, eine der dunklen Metaphern auch aus apokalyptischen Visionen in der Literatur. Leider schon ein realer Vorbote des drohenden Worst-Case-Szenarios in Sydney. Millionen Touristen, die Australien den physischen Kohletransfer in die weite Welt heimzahlen mit klimaschädlichen Flügen zur Erkundung des trockensten aller Kontinente. Australische Kohle zur Verbrennung in zahlreichen Kraftwerken, insbesondere auch auf der Nordhalbkugel, weltweit billig vermarktet und mit Zigtausenden Kilometern Transport. Australien als einen der weltweit größten Kohleexporteure trifft bildlich der Bannstrahl der Klimakatastrophe. Kohlebergbau als Wachstumsfaktor ist ein Anachronismus. Aus der griechischen Mythologie ist überliefert, dass die Götter im Olymp dem Freund der Menschen, Prometheus – dem Feuerbringer –, übel mitspielten. Prometheus wurde gefoltert und sein Bruder Epimetheus öffnete die Büchse der Pandora: Es kamen schwere Krankheiten und der Tod über die Menschen. Manchmal erscheinen einem die Tagesmeldungen wie sich selbst erfüllende Prophezeiungen.
Martin Rees, Dortmund
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen